Funktionsunterwäsche, sturztauglich?

  • Also jetzt mal noch mein Senf dazu. Ich hab bei längeren Fahrten normalerweise Funktionswäsche von Vanucci drunter. Aber ehrlich gesagt ist es mir relativ egal ob diese jezz verbrennt oder whatever. Schutz ist schön und gut und ich fahr auch immer mit Rückenpanzer und Volledermontur rum.


    Das ding ist, bei 30 Grad ohne Funktionswäsche in einer Lederkombi, dadurch entsteht meiner Meinung ein ganz eigenes Risiko. War mehrmals ohne unterwegs und es war ständig unangenehm, man ist abgelenkt und kann nicht mehr 100% klar Denken. Ich nehme es lieber in Kauf, dass von mir aus die Funktionsunterwäsche im Falle eines Unfalles verbrennt, als dass ich das Risiko eines Unfalls erhöhe, weil ich Angst davon hätte. Wie Moppel erwähnt sind es beim Motorradunfällen nämlich meistens nicht die Schürfwunden von denen die Lebensgefahr ausgeht (solang man Motorradkleidung trägt), daher ist es für mich nr.1 Priority Unfälle zu vermeiden, denn wie die Anderen es korrekt beschrieben haben, entscheidet bei einem richtigen Unfall dann das Glück.


    Meiner Meinung nach muss man sich beim Motorradfahren wohl fühlen um sicher fahren zu können. In einer durchnässten Lederkombi, die bei jeder Bewegung am Körper festklebt kann ich das nicht. Daher überwiegen aus meiner Sicht definitiv die Vorteile.

    A ride a day keeps the stress away.

  • Meine Erfahrung aus erster Hand:


    Die Textilkombi, hauptsächlich Synthetik, raspelt es einfach weg. Wurde nix verkokelt und ist auch nicht geschmolzen. Baumwollunterhose das gleiche. Gerissen, zerfleddert, Arschbacke offen. Ist zwar schmerzhaft und heilt je nach grösse sehr langsam, aber letztendlich war es nur eine oberflächliche Wunde. Ätzender waren schon eher die Steinchen und der sonstige Dreck der erst mal aus der Wunde gepult werden musste. Meine Synthetische Funktionswäsche am Oberkörper wurde an der Schulter leicht verkokelt, ist aber nicht geschmolzen.


    Szenario: mit 70-80km/h auf die Seite gelegt, nicht vom Motorrad weggekommen, eine ordentliche Strecke auf dem Asphalt geschliffen und mit dem Rücken in den Bordstein geknallt.


    Viel wichtiger finde auch ich einen ausreichenden Schutz auf dem Kopf und vorallem am Rücken. Die winzigen Rückenprotektoren in manchen Jacken sind ein Witz. Ein ordentlicher Rückenpanzer der separat unter der Jacke getragen wird und eine grosse Fläche abdeckt bringt mehr. Sowas verrutscht bei Textilkleidung auch weniger. Bei einem heftigen Unfall mit Aufprall auf irgendwas, spielen Schürfwunden oder Verbrennungen wohl eher eine untergeordnete Rolle, so lange nicht der halbe Körper weggehobeld oder verbrannt wird, was ja eher unwahrscheinlich ist.


    Bezüglich Wohlfühlfaktor kann ich nur empfehlen ein wenig Geld in die Hand zu nehmen und Merinounterwäsche zu kaufen. Die mag zwar etwas teuer sein als synthetische Stinkeklamotten vom Discounter, aber wer einmal Merino getragen hat, wird nicht mehr darauf verzichten wollen.


    + wärmt bei Kälte, kühlt bei Wärme.
    + kratzt nicht und trägt sich sehr leicht und angenehm auf der Haut (Vergleiche mit Wollpullovern sind Quatsch!).
    + transportiert die Feuchtigkeit schnell nach aussen
    + trocknet unheimlich schnell
    + kaum Geruchtsentwicklung (das muss man wirklich selbst erlebt haben, sonst glaubt mans nicht! :thumbup: )


    -Preis


    Dass diese Unterwäsche trotz schweisstreibendem Wetter nicht anfängt zu stinken ist für mich der beste Pluspunkt. So müffelt nämlich auch der Rest der Motorradklamotten weniger. Bei Leder wird dieser Pluspunkt wohl um so wichtiger, da man die Lederklamotten nicht einfach mal in die Waschmaschine werfen kann.

  • Matz: Danke für Deinen Erfahrungsbericht, mir geht es genau um solche unerwünschten Rutschpartien. Wenn sich dann die Synthetikfasern in die HAut brennen, ist dies unangenehm und wenn es verhindert werden kann, umso besser. Ich werde Merinowäsche auf jeden Fall prüfen und hoffe, dass diese mich nicht kratzt (bin leider da sehr empfindlich, es reicht schon ein falsches Waschmittel und es beisst mich :frowning_face: ).


    frosties: Genau um mich wohl zu fühlen trage ich ja auch solche Unterwäsche, im Leder zu schmoren und dann klebt es noch an der Haut verringert definitiv meine Aufmerksamkeit. Wenn ich aber dann noch solche Unterwäsche habe, die im Falle eines Falles sich nicht zusätzlich negativ auswirken, dann umso besser.


    Melde mich wieder, wenn ich von Held eine Antwort erhalten habe.

  • zum Thema Schürf- und Brandwunden......diese können recht unangenehm werden, sie brauchen ewigs bis sie wieder zu sind.


    Und ganz ehrlich, mir ist es nicht egal ob da irgend was verkohlt von der Wäsche, denn das alles wieder aus einer Wunde heraus waschen, ist echt mühsam.


    Ein Kollege von mir, der gestürzt ist, meinte im Krankhaus als ich ihn besuchte, die Schürfwunden sind um einiges schlimmer als der Bruch seines Schlüsselbeines.


    Aber eines steht fest, im Falle eines Unfalles mit dem Töff tut man sich zu 90% einfach nur weh.......egal ob Bruch oder Schürfwunde.

    "Beim Beschleunigen müssen die Tränen der

    Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen"

    (Zitat: Walter Röhrl)

  • Roland, wo Glück aufhört und Pech anfängt, darüber mag ich nicht mit dir streiten. Aber du legst mir hier Worte in den Mund, die ich so nicht gesagt habe. Meine Aussage war, dass Knochenbrüche, innere Verletzungen, Hirnerschütterungen, abgetrennte Gliedmassen etc. viel mehr davon abhängen, wie und wie schnell man wo gegen prallt, und nicht davon, ob man jetzt Funktionsunterwäsche anhat oder nicht, oder ob das Kombi von FLM oder von Dainese ist. Und das ist die Antwort auf Moppels Frage.


    Ganz am Rande bemerkt: Ich behaupte die Mehrheit der Töffunfälle geht ziemlich sicher glimpflich ohne Knochenbrüche oder sonstigen schlimmen Verletzungen aus. Nur werden diese halt in den meisten Statistiken gar nicht erfasst, weil sie gar nicht erst gemeldet werden :winking_face: .

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

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  • Ausserdem habe ich ordentlich verfettete innere Organe :grinning_squinting_face: - wer weiss, vielleicht hilft das auch noch ein bisschen :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Die römischen Gladiatoren haben immer sehr darauf geachtet, möglichst füllig zu sein.


    So konnten Verletzung zwar nicht vermieden werden, aber es waren "nur" Verletzungen an der Schwarte statt an den Muskeln.


    http://www.spiegel.de/wissensc…-vegetarier-a-288792.html

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  • ähm...
    ich gehe mal davon aus das die meisten?
    solideren" Töffklamotten innen so ne art Futter haben... Textil und/bzw Leder...
    wäre jetzt noch nie auf ein baumwoll-material gestossen... bei denen wo ich gesehen habe waren das alles künstliche Fasern :huh:

    Dieses Synthetikmaterial klebt so herrlich auf der Haut, wenn man verschwitzt ist. :face_blowing_a_kiss: Nasse Baumwolle ist auch echt Bääääh.


    Ich komme immer wieder auf ISA-Thermo&Wool Funktionsunterwäsche: nie mehr feucht im Kombi, auch im Hochsommer. Klebt auch nicht mit dem Futter.

    This Space Intentionally Left Blank

  • Ich werde meine Erfahrungen mit Brand, Schürf, Schnitt, Stich und Schlag Wunden auch mit euch teilen.
    Erst will ich einmal etwas klarstellen, Brand und Brühwunden sind mitunter die saubersten Wunden, weil diese durch Hitze entstehen und keine anderen Gegenstände involviert sind. Somit kann durch die Haut zum Zeitpunkt der Verletzung keine Kontamination mit irgendwelchen Stoffen erfolgen. Die Wundbehandlung anschliessend ist in jedem Fall entscheidend.
    Nun erst mal zum Entscheid Naturfaser oder Synthetik darunter zu tragen. Jede Schürfwunde wird naturgemäss irgendwelche Schmutzpartikel aufnehmen, dies liegt an der Art der Verletzung. Beim aufschürfen der Haut werden feinste Hautzellen zerstört, die Folge sind kleinste blutende Wunden die in kürzester Zeit nässen. Genauer will ich darauf nicht eingehen, aber zum Erklären wieso ich das Nachfolgende schreibe, reichts auf jeden Fall.
    Alles was auf der geschürften Haut aufliegt, wird auf der klebrigen Masse Rückstände hinterlassen, ob nun aus Plastik (Synthetikstoffe), Wolle oder Leder. Darum sollte man Schürfwunden auch an der Luft trocknen lassen ohne Wundverband, damit nicht Fasern der Stoffe kleben bleiben. Schürfungen entstehen durch Druck und Reibung auf der Haut, je rauher die Oberfläche umso weniger Druck und Reibung braucht es dazu. Die Hitzeentwiklung dabei ist eigentlich vernachlässigbar. Wenn es den syntetischen Stoff dabei schmilzt gibt es eine Brandwunde und das Plastik verbindet sich mit der Haut. Je nach dem, mehr oder weniger mit der Oberhaut verbunden. Dies kann man aber ohne grossen Aufwand einfach abschaben, kann man auch selbst machen :grinning_face_with_smiling_eyes: .
    Ob nun das Material der Funktionswäsche entscheidend ist wie stark die Schürfung sich entwickelt wage ich zu bezweifeln. In meinen Augen ist es wichtiger, dass die Schutzbekleidung passt, sprich nicht verrutschen kann. Kann die Schutzkleidung nicht genug satt anliegen, wird sie sich verschieben und ich denke jeder weiss was passiert, wenn sich darunter die Haut befindet. Ich persönlich fahre am liebsten mit Leder ohne was darunter. Ich habe auch schon im Sommer die Erfahrung gemacht mit dem Leder über die Strasse zu schlittern, dabei habe ich keine Brand noch Schürfwunden davon getragen.
    Noch was in meinen Augen sehr wichtiges in Sachen Lederkombi. Nicht jedes Leder hat die gleichen Eigenschaften und auch nicht jeder Kombi hat die gleiche Verarbeitung. Einige Lederkombis haben nicht immer die gleiche Stärke/Dicke des Leders was die Abriebfestigkeit beeinflusst. Dünnes Kuhleder ist zwar angenehmer zu tragen ist aber weniger abriebfest als dickeres Leder. Zudem ist auch die Verarbeitung der Nähte entscheidend. Manche günstigen Lederkombis mögen zwar die DIN ISO 4916 Norm erfüllen, was aber nicht bedeutet, dass es hält bei einem Sturz. Ich habe bei einem Freund gesehen was ein günstiges Firefox Kombi bei 60kmh aushält, das Leder war durchgescheuert und eine Naht hat es zerrissen. Sowas hat mein Kombi schon zweimal überstanden :thumbsup:
    In diesem Sinne eine Unfallfreie Sommersaison

    Hat die Blume einen Knick, dann war der Schmetterling wohl zu dick.

  • Ich habe nun von einer der angeschriebenen Firmen (nicht Held) folgende Antwort erhalten:


    "Guten Tag


    es hat leider ein wenig gedauert, aber nun hoffe ich doch im Folgenden eine befriedigende Antwort für Sie (und Ihre Diskussionsfreunde.... :smiling_face: ) zu haben:


    Wegen den unten genannten Gründen setzt XXX wie 95% aller Unterwäscheanbieter Polyester oder Polyester/ Polyamid Mischgewebe ein. Ebenso sind auch in aller Regel die Futterstoffe der Bekleidung aus Polyester oder Polyamid.
    Dabei ist zu bedenken, dass durch geeignete Schutzkleidung ( und der relativ begrenzte Rutschwege) normalerweise keine extreme Hitze an die Haut durchdringen sollte. Alternativ kann vorbeugend Unterwäsche aus Naturfasern ( Merino Wolle) getragen werden, die ggf. andere Eigenschaften mit sich bringt."


    Eigene Recherche hat ergeben, dass Merino Wolle einen Flammpunkt von über 500°C hat, während Polyester bei rund 250°C und Polyamid bei noch tieferer Temperatur bereits schmilzt. Merion Wolle ist auch vollständig natürlich abbaubar während die Synthetikwäsche eigentlich als Sondermüll entsorgt werden müsste.


    Ich warte noch auf die Antwort von Held, werde die dann auch mitteilen. Für mich zeigt aber klar, dass ich wohl zukünftig Funktionswäsche aus Merino Wolle kaufen werde, einerseits weil dieses Material hitzebeständiger scheint aber insbesondere auch weil es oekologisch wesentlich sinnvoller ist
    (ja ich weiss, Töff fahren ist auch sehr ökologisch :sironie: ).


    Gruss Lüku

  • Gute Entscheidung. :thumbup: Merino ist toll. Leider auch ziemlich teuer, aber mit ein bisschen Glück kommt man immer wieder an vergünstigte Teile, z.B. bei Bächli Bergsport oder beim Outlet von Ibexsport.


    Bächli Bergsport (Icebreaker)


    Ibexsport (Ibex Merino)

    Einmal editiert, zuletzt von jacq68 ()

  • Zitat

    Eigene Recherche hat ergeben, dass Merino Wolle einen Flammpunkt von über 500°C hat, während Polyester bei rund 250°C und Polyamid bei noch tieferer Temperatur bereits schmilzt.

    ich bin ja kein Experte in diesem Bereich, aber ich glaube nicht, dass es Sinn macht, einen Flammpunkt des einen Materials mit dem Schmelzpunkt eines anderen Materials zu vergleichen, die sind doch ganz unterschiedlich definiert, nicht?

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
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  • Flammpunkt und Schmelzpunkt sind verschiedene Sachen, ist mir klar. Nur, Kunstfasern haben beides aber Merino Wolle schmilzt nicht sondern brennt nur.


    Dies heisst, wenn die Kunstfaser bereits schmilzt und sich in die Haut brennt, bleibt Merino Wolle, so zumindest mein Verständnis, noch ganz.


    Aber eben, mein Wunsch, keine solche Erfahrung machen zu müssen und immer eine Handvoll Gummi unter dem Töff zu behalten :toeff1:

  • Mann ist das hier ne doofe Konversation.


    Er trägt das unter dem Leder, da fängt nichts zu brennen an solange das Leder nicht brennt. Auch wird Synthetik nicht schmelzen solange das Leder ganz ist. Aber dazu braucht es eben einen anständigen Lederkombi. Einen Kombi das sauber verarbeitet und genügend abriebfest ist. Im übrigen wird wohl ein verschwitztes Kombi nicht sehr warm werden, wenn es über den Asphalt raspelt.
    Ausserdem könnten metallene Teile die am Kombi angebracht werden, wohl heisser werden beim rutschen.... Hoch leben die Titan Protektoren :grinning_squinting_face:

    Hat die Blume einen Knick, dann war der Schmetterling wohl zu dick.

  • Habe die Diskussion zum Anlass genommen mir zwei Paar Socken aus Merinowolle für die TdS zu kaufen. Sind wirklich empfehlenswert, ABER der Gang ins Hotelbadezimmer mit glattem Fliesenboden... Gefährlicher als Töfffahren, kein Scherz 8o