Offroad: Bremsen und Gewichtsverlagerung bei Abfahrt auf rutschigem Untergrund

  • Neben Spurrillen sind für mich im Gelände steile Abfahrten das Schwierigste zum Fahren. Daher eine Frage an jene, die fortgeschritten und regelmässig Offroad fahren, v. a. matti , siri , Sachsi , sixsixty & Co.: Wie bremst ihr, wenn es steil bergab geht und der Untergrund lose ist? Also weicher Waldboden mit Schlamm, Kies + kleine/mittelgrosse Schottersteine. Für Reiseenduro (Trocken: 199 kg). Was ich bisher begriffen habe ist:

    1. ) Road ABS ausschalten.
    2. ) Erster Gang (sehr grosses Gefälle -> Bergabfahrt)
    3. ) Das grösste Gewicht ruht auf dem Vorderrad. Darum ist die Vorderradbremse die effizientere. Trotzdem soll vorne und hinten gleichzeitig gebremst werden.
    4. ) Gewicht nach hinten verlagern, damit das Hinterrad mehr Traktion hat.
    5. ) Stehend, Knie am Tank festklemmen, Arme locker lassen, Blick dahin, wo man hin will.

    Bzgl. Bremsdauer gibt es meinen Recherchen nach zwei Lager:

    • Einige, die sagen, man soll punktuell bremsen (so gelernt in Hechlingen 2024), nicht ständig.
    • Andere die sagen, man soll ununterbrochen aber sanft bremsen, weil jedes neue Bremsmanöver den Töff destabilisiert.

    Welche Fahrtechnik hat sich für euch bewährt?

    Edited 2 times, last by treedz (May 27, 2025 at 5:57 AM).

  • Hi treedz

    Kann dir nur sagen was ich gelernt habe und sich für mich nun auch gerade in den Ferien bewährt hat. Evtl. können nebst genannten auch Laubi oder Yam660 ihre Erfahrung teilen.

    Deine Punkte 1-5 kann ich absolut bestätigen:

    1. ABS vorallem hinten unbedingt ausschalten. Afaik: Manche Töffs wie meine und deine verhindern auch im Offroad ABS vorne weiterhin ein wenig komplettes Blockieren, jedoch wirklich erst wenn das Vorderrad schon durch die Gegend rutscht. Macht für unsereins aber keinen Unterschied zu ganz aus.
    2. Wenn ein tiefer Gang noch genug Motorbremswirkung erzielt, super. Gerade bei langen Abfahrten muss man dann nicht ständig die Bremse heisslaufen lassen. Würde aber nicht zu tiefen Gang wählen wo dann ständig wieder kuppeln oder Gas geben musst.
    3. Kommt darauf an wieviel nötig ist. Wenn's rutschig ist, versuche ich die Vorderradbremse möglichst nicht zu betätigen. Die hintere stabilisiert runter auch den Töff, so wie ein kleiner Treibanker hinten :winking_face:. Wenn's steiler wird hat die hintere natürlich schnell zu wenig Bremsleistung. Dann auch die vordere. Am besten aber nicht zu schnell in einen Steilhang einsteigen. Schneller geht immer, aber langsamer ist schwierig. Kannst in Hechlingen gut üben: Versuch mal da in den Steilhängen kurz ganz anzuhalten - das geht schon :top: (die waren zumindest damals nicht so lose, dass dann gleich der Hang mitrutscht und hast noch Grip)
    4. Gewicht (Popo) weit nach hinten, Arme lang. Bei normal eingesteller Ergonomie und steilem Gefälle wird es dann aber etwas schwieriger, die Fussbremse zu betätigen. Schauen, dass noch genug Druck darauf bringst. Ggf. frühzeitig Hebel einstellen.
    5. Blick ist generell entscheidend. Also nicht vors Vorderrad, aufs Hindernis oder die böse Regenrine schauen :winking_face:

    Bzgl. Bremsdauer:

    • Ich bremse idR möglichst konstant ganz sanft. Also am Schleifpunkt, ja nicht blockieren. Sobald das Vorderrad zu rutschen beginnt, wieder leicht lösen. Habe den 'Vorteil' dass meine Bremse ziemlich quietscht und so etwas mithilft anzuzeigen wann sie zu greifen beginnt :beaming_face_with_smiling_eyes:. Finde aber auch, dass konstante, sanfte Eingriffe weniger Unruhe reinbringen. Bremsen-lösen-bremsen-lösen würde ich sehr vermeiden - wirst nur schneller, musst mehr bremsen, rutscht eher, lässt weider lost, und das ganze vorn vorn... :verrueckt::patsch:

    Es gibt Ausnahmen, die bei mir aber wirklich nur sehr selten vorkommen und die hier nur verwirren würden.

    Allgemein wenn's rutschig ist - vorallem auch noch bergab, möglichst wenig ruppige Eingriffe, lieber alles sanft und fliessend. Also nicht abrupt bremsen, zackig lenken, harsch aus/einkuppeln usw. die Masse reagiert dabei nur träge und es rutscht nur schneller.

    Ich Töff das.

    Edited once, last by siri (May 26, 2025 at 2:40 PM).

  • ....erster Gang , Stehend , Gewicht nach Hinten und nur mit der vorderen Bremse. (ABS ausschalten vergesse ich meistens) :winking_face:

    Du nutzt die HR-Bremse also gar nicht? Meiner rutscht sofort herum, sobald ich sie nur schon antippe. Gewichtsverlagerung nützt nichts. (Nein, ist kein KTM-Ding. War bei der GS in Hechlingen auch so.) Frage mich, wieso gewisse Instruktoren trotzdem darauf beharren.:thinking_face:

  • siri Sehr hilfreich, danke! :applaus::thankyou:Rutscht deine 890er nicht, sobald du hinten die Bremse nur schon antippst? Vielleicht verlagere ich das Gewicht noch nicht weit genug nach hinten. Uff, kompletter Stopp an steilem Hang... :verrueckt::eeeek: Edit: Ok, probiere das mal aus in Hechlingen und versuche, den nächsten Busch nicht anzustarren. Die sind recht faszinierend dort. Man fährt gerne mal rein. :rock:

  • Dottore Wieso hinten nicht bremsen? :schiefguck: Dann musst ja auch das Gewicht nicht gross nach hinten bringen... Hat hinten natürlich nicht viel Wirkung und man muss nicht zwingend, aber solange man nicht schrägt steht bricht das Heck ja nicht aus, stabilisiert nur zusätzlich...

    treedz Hinten natürlich nur sanft und wenn langsam genug bist. Wenn schnell ankommst und dann hinten fest bremst, rutscht es sofort. Wichtig (zB für Hechlingen): Nicht zu schnell in den Hang rein fahren! Wenn oben schon schnell bist, kannst im Hang kaum mehr stoppen. Lieber mal so langsam wie möglich oben rein und dann wie die Spurgasse versuchen so lange wie möglich im Hang zu bleben :upside_down_face:. Wenn's rutscht, halt lösen.

    Ich Töff das.

  • Das wichtigste: HÄNDE WEG von der Kupplung... es gibt Leute, die aus Angst o. Starre die Kupplung drücken...

    Bei der Skipiste beim Jafferau hat mir Laubi folgendes geraten: Arsch nach hinten und Füsse AUF die Rasten :grinning_face_with_sweat:

    Was ich umsetzte: Arsch nach hinten, und Hinterradbremse benutzt. hätte ich die Vorderradbremse mitbenutzt, hätte ich aus Reflex (evt auch Angst) die Kupplung gezogen und dann wäre die Motorbremse für die Füx gewesen.

    zu viel Bremsen sei aber auch schädlich... gem. Sachsi musste er dort mal abstand halten, weil seine Bremse (ich schlich runter) heisslief.

    Mein Mantra beim Fahren: "hach was für ein schöner Stein vor meinem Rad... NEIN! Schau nach vorn! Vorwärtsschauen! nicht den Stein! Vorwärtsschauen! Weiter vor!" oder: "Augen zu und durch" *plums*

    Wir sehen uns spätestens in Walhalla wieder ! :xD:

    Ich beherrsche vier Sprachen fliessend: ironisch, sarkastisch, zynisch und zweideutig :winki:

  • Die meißten Tips für stehend den Berg runter wurden schon geschrieben.

    Aber...

    Es gibt Leute, die können nicht stehend den Berg runter. (Angst)

    Habe ich schon mehrfach mit Kollegen in Steinfeldern in Andalusien, der Toskana oder Rumänien durch..., das war immer kurz vorm Eskalieren/ gefährlichen Verletzungen ...


    Daher bei ganz steilen Abfahrten (40° und mehr) oder wenn man Angst hat:

    Auf die Sitzbank setzen´, soweit wie möglich nach hinten, ggf mit Oberschenkeln klemmen damit man nicht auf den Tank rutscht, dann beide Füße unten

    - nicht die Vorderbremse nehmen

    - Vorderrad muss drehen, damit du die Spur halten/gegenlenken kannst

    - ein Blockiertes Vorderrad bringt dir nichts.

    - kleinsten Gang einlegen und mit der Kupplung den Abwärtsspeed einstellen.


    Weniger Kupplung, mehr (Motor)bremsen, mehr Kupplung, Speed erhöhen.

    So kann man "entspannt" den Berg/Hindernis/Rinne/Wurzel/Ast fahren, das Vorderrad führt über das Hindernis. mit beiden Füssen auf dem Boden und trotzdem mit einer nützlichen Verzögerung.

    Wenn auch das nicht mehr genügt... Profi werden.


    EDIT: Der TIP ist für Endurofahrer mit ohne ABS und Wheeliecontrol und Hubräumen unter 450 ccm 1-Zylinder :smiling_face:

    EDIT 2: Und Stecken, wo man eher weniger mit Reiseenduros rumstrullert...


    Aber auch in die andere Richtung ist nicht immer Einfach:


    :grinning_squinting_face:

    Edited 3 times, last by Laubi (May 26, 2025 at 3:37 PM).

  • Daher bei ganz steilen Abfahrten (40° und mehr) ...

    :woot: Das wären ja 85% Gefälle! Finde schon Abfahrten mit 25% ziemlich steil :ui:

    EDIT: Der TIP ist für Endurofahrer mit ohne ABS und Wheeliecontrol und Hubräumen unter 450 ccm 1-Zylinder :smiling_face:

    EDIT 2: Und Stecken, wo man eher weniger mit Reiseenduros rumstrullert...

    ah ok, andere Sportart :rolling_on_the_floor_laughing:

    Ich Töff das.

    Edited once, last by siri (May 26, 2025 at 3:40 PM).

  • Das wichtigste: HÄNDE WEG von der Kupplung... es gibt Leute, die aus Angst o. Starre die Kupplung drücken...

    Kommt das nicht auf die Geschwindigkeit drauf an? Müsstest du vielleicht noch präzisieren treedz , sonst reden die Leute hier aneinander vorbei.
    Wenns gegen 10km/h runter geht, würde ich nicht riskieren wollen, dass mir der Motor abstirbt. Und gerade je nach Geschwindigkeit wird es wohl eben einen Unterschied machen, wie du die Geschwindigkeit regelst, sprich mit welcher Kombination aus Bremse, Kupplung und Motor und ob die Bremse überhaupt heissläuft oder nicht

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

  • Sofern man die Kupplung wieder loslassen kann, einverstanden... aber: Aus Angst/Schockstarre gibts Leute die klammern sich daran und KÖNNEN sie im Moment halt NICHT mehr loslassen :eeeek:

    Wäre nun die frage was besser ist: dauernd die Kupplung ziehen, aus den oben genannten Gründen, oder wenn man weiss, dass man das Problem hat, Pfoten weg?! :öm:

    Wir sehen uns spätestens in Walhalla wieder ! :xD:

    Ich beherrsche vier Sprachen fliessend: ironisch, sarkastisch, zynisch und zweideutig :winki:

  • Kommt das nicht auf die Geschwindigkeit drauf an? Müsstest du vielleicht noch präzisieren treedz , sonst reden die Leute hier aneinander vorbei.

    Danke für den Input Boo , stimmt. Ich meine eine gebremste, kontrollierte Abfahrt über eine kürzere Distanz. Geschwindigkeit ca. 10 - 20 km/h ist sicher eine gute Schätzung. Z. B. So ein Wald-Trail:

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    Oder so ein Bergweg wie in siri 's Video mit einzelnen steilen Stellen, wo man beim Runterfahren bremsen muss, weil z. B. eine enge Kurve folgt. Noch etwas steiler als in diesem Beispiel und rutschigerer Untergrund (Kies, Steine).

    Man hat ja auch in den Bergen immer mal wieder flachere Abschnitte, wo man nicht dauernd bremsen muss. Ausser man heizt diese Abfahrten aus der Hölle aus Laubi 's Fotos runter. :face_screaming_in_fear: :face_with_tears_of_joy:

    Edited 4 times, last by treedz: v angepasst (May 26, 2025 at 5:10 PM).

  • Das wichtigste: HÄNDE WEG von der Kupplung...

    Kann ich nicht bestätigen. Wenn der Vortrieb unterbrochen werden muss, muss man sofort an der Kupplung sein.

    Darauf haben sie uns in Hechlingen getrimmt: stets zwei Finger an der Kupplung halten (nicht gezogen; nur dran lassen). Dies, damit u. a. beim Zurückfallen oder sonstigen Missgeschicken der Antrieb gleich unterbrochen wird.

    Edited once, last by treedz (May 26, 2025 at 4:31 PM).

  • ich hab auch dauernd zwei Finger an der Vorderbremse, sowie an der Kupplung...

    Es ging ums runterfahren... wo die Motorbremse zentral ist. Sprich man fährt im 1. Gang und betätigt kein Gas, da es bremsen sollte. Wenn man dann die Kupplung zieht, bremst die Motorbremse nicht mehr... somit rollt man... man wird schneller... somit in solchen Situationen für mich: Hände weg von der Kupplung... bei mir ists zumindest so

    z.B losfahren runterzu:. man steht, haltet die Bremse und die Kupplung... wichtigsterpunkt: ALLES loslassen... sonst kommt man nicht weg... und würde heute noch dort stehen...

    Wir sehen uns spätestens in Walhalla wieder ! :xD:

    Ich beherrsche vier Sprachen fliessend: ironisch, sarkastisch, zynisch und zweideutig :winki: