Mehr als 15 500 Kilometer in sechs Monaten

  • MOTORRAD / 04 / 5.2.2021 / Seiten 62 - 63


    Titel:

    Mehr als 15 500 Kilometer in sechs Monaten rein elektrisch abgespult.


    Lead:

    Der Schweizer Ernst Näf (57) fährt aus Überzeugung Elektromotorrad. Wie es dazu kam, ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte. Der Baseler schildert die Erfahrungen mit seiner Zero SR/F Premium aus dem persönlichen Kilometer-Marathon vom Frühjahr bis zum Herbst 2020. Mit viel Vergnügen am Fahren, aber ohne CO2 und Lärm zu produzieren.

    Der Kreis schliesst sich erst, nachdem du ganz drum herum gegangen bist. ---- oder ---- Nie zu früh meinen – lieber etwas später wissen. By Ernst

    Einmal editiert, zuletzt von Ernst ()

  • könntest du uns den ganzen Zeitungsartikel hochladen? Wär toll!

    Sobald ich die Erlaubnis des Verlags habe. Ich habe bei der Redaktorin nachgefragt heute.

    Das blieb völlig ungeklärt. Ein Honorar habe ich keines bekommen, auch keines verlangt. Mein Text war noch einiges ausführlicher (es war quasi ein schriftliches Interview), und wurde dann von der Redaktion gekürzt. Eigentlich hatte ich noch deutlichere Kürzungen erwartet, dachte aber, ich liefere denen mal ordentlich was, so dass sie wirklich genügend Basismaterial haben.

    Falls Interesse besteht, könnte ich wohl unbeschadet meinen ungekürzten Text hier reinstellen, den ich der Redaktion geliefert habe ....

    Der Kreis schliesst sich erst, nachdem du ganz drum herum gegangen bist. ---- oder ---- Nie zu früh meinen – lieber etwas später wissen. By Ernst

  • Wie weit fährst du mit einer Ladung im Flachland und in den Pässen?

    Zum Thema Reichweite habe ich der Redaktion folgendes geschrieben:


    Wie beurteilen Sie die Reichweite Ihres E-Bikes?

    Meiner Erfahrung nach entspricht die Reichweite bei einigermassen warmen Temperaturen (so um die 22 Grad) ziemlich gut den Angaben des Herstellers auf der Webseite:

    • Stadt -> 259 km
    • Autobahn mit 89 km/h -> 159 km
    • Autobahn 113 km/h -> 132 km

    Die Geschwindigkeit frisst Reichweite durch den exponentiell wachsenden Luftwiderstand.

    Als kompletter Anfänger bin ich zu Beginn vorsichtig, sprich eher langsam gefahren, was sich in der Reichweite zeigte. Auch über Land in hügeligem Gebiet mit vielen schmalen Strassen, zwischendurch mal mit 80 km/h (sprich im Baselbiet) bin ich hochgerechnet mehrfach auf 250 km Reichweite gekommen. Hochgerechnet, weil man ja im Normalfall wieder lädt, bevor die Batterie komplett leer ist.

    Jetzt, mit zügigerem Fahren, oder auf breiter ausgebauten Strassen, auch wenn sie kurvenreich sind, z.B. im Schwarzwald, ist die Reichweite etwas kleiner. Aber gerade im Schwarzwald gibt es ein sehr gut ausgebautes Ladenetz.

    Spürbar sind kältere Temperaturen, welche an der Reichweite nagen. Da braucht es etwas Erfahrung, um das einschätzen zu können. Bei Temperaturen so um 10 Grad gibt es beispielsweise eine Reduktion der Reichweite. Die Anzahl Prozent würde ich jetzt aber nicht schätzen wollen.

    Wenn man im Sommer an einem kühlen Morgen losfährt und die prognostizierte Reichweite anschaut, dann sieht man, dass sich diese mit zunehmender Wärme der Luft oder auch Sonneneinstrahlung auf die Batterie erhöht.


    Ich fahre immer mit voller Rekuperation, welche man selber einstellen kann. In hügeligem Gebiet lohnt sich dies besonders, da die Bremsenergie nicht an den Bremsscheiben verschwendet wird, sondern zurück in die Batterie fliesst. Die physischen Bremsen brauche ich so nur noch sehr selten.


    Natürlich nähme ich gerne noch mehr Reichweite. Ich wusste beim Kauf aber, worauf ich mich einlasse, und habe bewusst akzeptiert, dass das Laden gewissermassen geplant werden muss und etwas dauert.

    Der Kreis schliesst sich erst, nachdem du ganz drum herum gegangen bist. ---- oder ---- Nie zu früh meinen – lieber etwas später wissen. By Ernst

  • Sehr gerne...

    Vielleicht noch wie es zum Text kam:


    Ich war ja hier

    https://www.youtube.com/watch?v=jEIDuTYu2OU

    Medienmässig wurde der Anlass begleitet von

    https://good-souls.com/ueber


    Am Anlass habe ich kurz mit einer Karin Birkel (von Good Souls) gesprochen.

    Sie hat mich im November kontaktiert und gefragt, ob sie meine Koordinaten einer Redakteurin von MOTORRAD geben dürfe; die wollten einen Beitrag machen über einen 'normalen' Elektromotorradfahrer, also nicht einen, der den Anlass organisiert habe oder in einer Lobbygruppe sei oder so. Aber sie habe sich erinnert, dass ich 13000 km gefahren sei. Die Redakteurin habe nachgefragt und gesagt, sie hätte da wohl eine 0 zuviel angehängt ...


    Dann meldete sich Frau Haschek, die Redakteurin von MOTORRAD. Stellte mir erst wenige Fragen am Telefon und fragte, ob sie mir einen Fragenkatalog schicken dürfe, den ich ihr gerne schriftlich beantworten sollte, für sie als Grundlage für den Artikel. Gerne mit der Vorgeschichte, welche ich ihr schon grob am Telefon erzählt hatte.


    Ich schickte ihr den unten stehenden Text, in der Annahme, dass sie vielleicht 25-30% davon verwenden würden, wenn überhaupt. Die Vorgeschichte formulierte ich 'schriftlich', die Antworten auf die Fragen stärker in 'mündlichem Diktus'.

    Ein anständiges Bild von mir mit Töff, um das sie auch gebeten hatte, hatte ich nicht ...; ich fahre lieber als mich fotografieren zu lassen :-).


    **************************************************


    Vorgeschichte

    Willi, mein jüngerer Bruder, fährt seit Jahrzenten Motorrad, aktuell eine BMW R1200RT. Er fragte mich gelegentlich, ob das nicht auch etwas für mich wäre. Einfach nur zum Spass wollte ich dies der Umwelt nicht antun, obwohl es mich durchaus gereizt hätte.

    Letztes Jahr wurde Willi dann aber 50. Er fährt weiterhin eigentlich sehr gerne, aber mit zunehmendem "Umweltschlechtgewissen". Ich schenkte ihm einen Benzin-Gutschein und dazu gleich die myclimate-CO2-Kompensation. Er war echt erfreut, ich aber überlegte mir, ob es nicht eine grundsätzlichere Lösung für das Problem gäbe.

    Schnell sah ich, dass es ausgewachsene Elektro-Motorräder gibt. Aber oha – bei diesen Preisen schloss ich die Internetseiten bald wieder.

    Einige Monate später zogen mich die Elektrobikes doch wieder ins Netz, aber weiterhin ohne dass ich ernsthaft über einen Kauf nachdachte.

    Als ich meiner Frau und meinem Sohn (27) gegenüber beiläufig erwähnte, dass mich ein Elektor-Motorrad reizen würde, solche aber viel zu teuer seien meinten beide spontan: "Kauf dir eines!" Meine Frau hatte mich im Vorjahr einmal gefragt, was ich eigentlich mit all meinem über Jahre angesparten Taschengeld einmal machen wollte: "Irgendwann leiste ich mir etwas Besonderes – aber ich weiss noch nicht was".

    Im November 2019 fuhr ich an die EICMA nach Mailand, um mir mein Wunsch-Motorrad, eine Zero SR/F anzusehen und die Motorradwelt allgemein zu beschnuppern.

    Im Dezember sah ich ein deutlich vergünstigtes Vorführmodell mit 3'700 km, bei dem ich für 17'300 € zuschlug. Es durfte beim Händler bis Ende März 2020 warten, welcher es mir kurz vor dem Corona-Lockdown von Frauenfeld nach Basel lieferte.

    Ohne je selber Motorrad gefahren zu sein, ging ich ein ziemliches Risiko, da ich ja nicht wusste, ob ich Spass daran haben würde. Neben den hohen Anschaffungskosten galt es ja auch noch die ganze Schutzausrüstung, ein Kommunikationssystem, ein Navi etc., zu beschaffen.

    Und natürlich musste ich das Motorradfahren erst lernen.

    Als Besitzer eines Auto-Führerausweises und mehr als 25 Jahre alt, musste ich nur einen Sehtest vorweisen und konnte damit einen Lernfahrausweis erlangen. Damit durfte ich meine SR/F ohne weitere Vorgaben direkt im Strassenverkehr fahren. Innerhalb von 4 Monaten hatte ich aber 12 Stunden Grundkurs zu absolvieren. Durch den absolvierten Grundkurs verlängerte sich die Gültigkeit des Lernfahrausweises um ein weiteres Jahr; in dieser Zeit hatte ich eine Manöverprüfung (alleine) sowie eine Strassenprüfung mit Expertem als Sozius zu absolvieren.

    Die Verkehrstheorie hatte ich für mich schon im Winter repetiert, da ich zwar den Autofahrausweis seit Jahrzehnten besass, aber als primärer ÖV-Fahrer kaum mehr als einmal pro Jahr Auto fuhr, wenn überhaupt.

    Am 30.5.2020 beendete ich die 12 h Grundkurs und am 4.8.2020 bestand ich die Strassenprüfung auf Anhieb. Zu diesem Zeitpunkt war ich ziemlich genau 10'000 km gefahren.



    Welches Motorrad fahren Sie?

    Zero SR/F Premium, mit nachträglich eingebautem Rapid Charger, welcher eine maximale Ladeleistung von 12 kW erlaubt; in der Praxis sind es ca. 11.6 kW.

    https://www.zeromotorcycles.com/de-de/model/zero-srf


    Welche Leistung hat die Maschine?

    Maximal 82 kW für eine bestimmte Zeit. Dauerleistung 40 kW.

    Max. Drehmoment 190 Nm, von Anfang an abrufbar.

    Ich hätte auch eine schwächere Maschine gekauft. Ich wollte aber ABS, Kurven-ABS und Traktionskontrolle aus Sicherheitsgründen haben, so dass ich nun halt mit so viel Leistung ausgerüstet bin, was kein Nachteil ist.

    Ich fahre im Normalfall im Eco-Modus. Das reicht mir gut, das Drehmoment ist immer noch hervorragend. Vorwiegend am Pass, wenn ich eine lahme Ente vor mir habe, wechsle ich in den Street-Modus, um wirklich zackig überholen zu können. Oder mit einem Sozius hinten drauf, fahre ich auch im Street-Modus. Den Sport-Modus habe ich bisher erst einmal kurz am Berg ausprobiert. Dessen brachialen 'Antritt' brauche ich nicht. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit noch.


    Wie viele Kilometer haben Sie seit April (?) bis jetzt damit genau zurückgelegt?

    Etwas über 15'500 km, seit Ende März 2020. Das sind die km, welche ich selber gefahren bin.


    Nutzen Sie das Bike überwiegend in der Freizeit oder auch für Fahrten zur Arbeit?

    Überwiegend in der Freizeit. Zwischendurch fahre ich aber auch zur Arbeit damit. Ich wohne in Basel und arbeite in Olten. So muss ich den Jura überqueren, z.B. über den Hauensteinpass. Wenn ich mit dem Motorrad (in der Schweiz sprechen wir gerne vom Töff) zur Arbeit fahre, fahre ich auf dem Rückweg gerne tolle 'Umwege' übers Baselbiet (Kanton Baselland), welches sehr hügelig ist.


    Was sind Ihre bevorzugten Ziele?

    Bis ich meinen Führerschein am 4.8.20 hatte, durfte ich nur in der Schweiz fahren. Ich fuhr hauptsächlich im Baselbiet (siehe oben), im Bernbiet, im Jura und im Appenzellerland/Toggenburg (Ostschweiz), wo ich aufgewachsen bin.

    Inzwischen habe ich den Schwarzwald entdeckt und bin dort wohl auch so an die 2'000 km gefahren. Auch wenn ich mit dem Motorrad zum Händler von Basel nach Frauenfeld fahre, so mache ich den 'Umweg' über den Schwarzwald. Das Elsass habe ich schon mal kurz beschnuppert und plane ich nächstes Jahr gründlicher zu erkunden.


    Was war Ihre längste Tour? Zeitlich und/oder entfernungsmäßig

    Ich bin bisher noch keine mehrtägigen Touren gefahren.

    Die längste Tour war 390 km, wo ich ca. 10 Stunden unterwegs war, natürlich mit Zwischenhalten.

    Mehrtägige Touren ins entferntere Ausland sind hoffentlich im 2021 wieder möglich.

    Kleinere Pässe bin ich etliche auch mehrfach gefahren. Richtige Alpenpässe bisher erst den Klausenpass. Ich habe ja erst richtig begonnen; da darf ich mir für die kommenden Jahre noch Neue Strecken 'bewahren'.


    Wie beurteilen Sie die Reichweite Ihres E-Bikes?

    Meiner Erfahrung nach entspricht die Reichweite bei einigermassen warmen Temperaturen (so um die 22 Grad) ziemlich gut den Angaben des Herstellers auf der Webseite:

    • Stadt -> 259 km

    • Autobahn mit 89 km/h -> 159 km

    • Autobahn 113 km/h -> 132 km

    Die Geschwindigkeit frisst Reichweite durch den exponentiell wachsenden Luftwiderstand.

    Als kompletter Anfänger bin ich zu Beginn vorsichtig, sprich eher langsam gefahren, was sich in der Reichweite zeigte. Auch über Land in hügeligem Gebiet mit vielen schmalen Strassen, zwischendurch mal mit 80 km/h (sprich im Baselbiet) bin ich hochgerechnet mehrfach auf 250 km Reichweite gekommen. Hochgerechnet, weil man ja im Normalfall wieder lädt, bevor die Batterie komplett leer ist.

    Jetzt, mit zügigerem Fahren, oder auf breiter ausgebauten Strassen, auch wenn sie kurvenreich sind, z.B. im Schwarzwald, ist die Reichweite etwas kleiner. Aber gerade im Schwarzwald gibt es ein sehr gut ausgebautes Ladenetz.

    Spürbar sind kältere Temperaturen, welche an der Reichweite nagen. Da braucht es etwas Erfahrung, um das einschätzen zu können. Bei Temperaturen so um 10 Grad gibt es beispielsweise eine Reduktion der Reichweite. Die Anzahl Prozent würde ich jetzt aber nicht schätzen wollen.

    Wenn man im Sommer an einem kühlen Morgen losfährt und die prognostizierte Reichweite anschaut, dann sieht man, dass sich diese mit zunehmender Wärme der Luft oder auch Sonneneinstrahlung auf die Batterie erhöht.


    Ich fahre immer mit voller Rekuperation, welche man selber einstellen kann. In hügeligem Gebiet lohnt sich dies besonders, da die Bremsenergie nicht an den Bremsscheiben verschwendet wird, sondern zurück in die Batterie fliesst. Die physischen Bremsen brauche ich so nur noch sehr selten.


    Natürlich nähme ich gerne noch mehr Reichweite. Ich wusste beim Kauf aber, worauf ich mich einlasse, und habe bewusst akzeptiert, dass das Laden gewissermassen geplant werden muss und etwas dauert.


    Haben Sie die Möglichkeit zur Schnell-Ladung zuhause?

    Mich erstaunt es etwas, dass Sie mich nach der Schnell-Ladung zu Hause fragen. Der typische Elektro-Motorradfahrer braucht eher unterwegs eine Schnelllademöglichkeit. Zu Hause laden die Meisten über Nacht an einer normalen 230V-Dose.

    Für meinen Fall passt die Frage aber zufälligerweise gut, da ich zur Miete bin und keinen Garagenplatz habe. In etwa 600m Entfernung meines Wohnortes habe ich eine Schnelllademöglichkeit, welche ich theoretisch nutzen könnte. Aber am Abend nach Hause kommen, das Bike dort zum Laden hinstellen, nach Hause gehen und wenn es fertig geladen ist wieder holen ist unpraktisch.

    Meine Lösung: Ich habe vor dem Kauf alle Mitbewohner des Hauses gefragt, ob sie einverstanden sind, wenn ich den Töff im Eingangsbereich jeweils zum Laden für max. 2 h abstelle. Alle haben zugesagt. Der Strom zum Laden kommt aus einer T25-Dose (Schweizer Norm), mit 3x400V 16A. Ich ziehe ein Verlängerungskabel durch die Wohnung und durchs Fenster im 1.Stock, schliesse den JuiceBooster2 an und kann das Bike mit ca. 9.5 kW laden. Wäre der Akku ganz leer, wäre die Batterie (12.6 kWh nominale Leistung) in ca. 1.5 h geladen. Wenn das Bike geladen ist, stelle ich es auf die dem Wohnhaus gegenüberliegende Strassenseite, wo es einen offiziellen Motorradparkplatz gibt. Ich habe einmal gemessen: Ich brauche für das Einrichten und das Verräumen von Bike und Ladeinfrastruktur ca. 12 Min. Wenn das Bike lädt, kann ich mich anderweitig beschäftigen.

    Vor dieser Lösung hatte ich noch den Hausbesitzer (Pensionskasse BS) gefragt, ob er eine Wallbox zum Laden installieren würde, was aber abgelehnt wurde. Jene Besitzer, welche ihr Bike einfach in die Garage stellen und an der Steckdose anstecken können, haben es da leichter. Aber auch hier: Ich wusste, worauf ich mich einliess.


    An einer geeigneten Lademöglichkeit unterwegs kann ich 11.6 kW laden. Wenn die Batterie ganz leer wäre, also in ca. einer Stunde.


    Die Frage ist, was Sie unter Schnell-Ladung verstehen.

    Die Motorräder von Zero werden alle mit Wechselstrom geladen. Es findet dann im Motorrad selber eine Umwandlung in Gleichstrom statt. Der 'Steckdosentyp' ist 'Typ-2 Stecker' (in Europa). 11.6 kW-Ladung ist, soweit ich weiss, bei Motorrädern das höchste der Gefühle für standardmässiges (keine 'Bastlergeschichten') Laden mit Wechselstrom.

    Anders verhält es sich mit dem Combined Charging System (CCS): Hier kann mit weit höheren kW-Leistungen geladen werden; es wird direkt Gleichstrom in das Motorrad eingespeist, so dass das Laden deutlich schneller erfolgen kann. Energica und die HD Lifewire arbeiten mit dieser Technik. Der Nachteil ist: Um zu Hause laden zu können, muss dann doch eine Möglichkeit geschaffen werden, dass Wechselstrom in das Motorrad geht. Energica-Motorräder und die Lifewire bieten dies Möglichkeit, aber mit sehr kleiner Ladeleistung, deutlich niedriger als meine 9.5 kW. Dafür sind sie an einer CCS-Ladesäule viel schneller. Nur – die CCS-Ladesäulen sind momentan noch viel seltener zu finden, als Ladestationen mit Typ 2 (Wechselstrom) und tendenziell eher an Autobahnen, also nicht der Ort, wo man als Töff-Fahrer primär laden möchte. Sprich: Energica und Lifewire-Fahrer laden nochmals deutlich schneller, wenn sie eine eher seltene CCS-Ladesäule haben. An einer Typ2-Ladestation, von denen es momentan noch sehr viel mehr gibt, laden sie hingegen ein mehrfaches langsamer.

    Innerhalb der Elektro-Motorradfahrergemeinschaft wird diese Frage heiss diskutiert und einige 'Pioniere' haben wegen CCS von Zero zu Energica gewechselt.


    Hatten Sie zuweilen Schwierigkeiten, eine Ladestation zu finden?

    Ernsthafte Schwierigkeiten hatte ich bisher noch nie. Aber wie schon erwähnt, muss man etwas vorplanen. Insbesondere wenn man wie ich, noch kein Handy-Abo hat, welches Datenroaming im Ausland zulässt. So musste ich zu Beginn vor einer Tour sorgfältig vorabklären und war in meiner Spontaneität etwas eingeschränkt. Vor einigen Wochen habe ich es aber geschafft, die für mich wichtigen (mehrere Zehntausend) Lademöglichkeiten in mein Navi als POI einzuspeisen.

    Wie oben schon erwähnt, sind für mein Typ2-Ladesystem viel mehr Lademöglichkeiten vorhanden als mit CCS. Zudem habe ich mit dem System JuiceBooster2 die Möglichkeit, auch an Industriesteckdosen mit 16 oder 32 Ampere ziemlich schnell, oder eben an normalen Haushaltsteckdosen dann halt langsam zu laden. Der Nachteil ist, dass ich für den Transport des JuiceBooster2 ein Topcase brauche.

    Eine Ladesäule grundsätzlich zu finden, ist das eine. Ob sie für den User aber zugänglich ist, ist dann die zweite Frage. Ich habe inzwischen fünf unterschiedliche Ladenetzwerkkarten, um Ladesäulen freischalten zu können. Dank gegenseitigem Roaming bin ich aber in Deutschland und der Schweiz momentan wohl gut abgedeckt.


    Gab es Probleme bei Regen? Wenn ja, welche?

    Nein, keinerlei bisher. Auch nicht bei/nach einem länger andauernden heftigen Gewitterregen auf der Autobahn, wo ich zwischendurch auch 120 km/h fuhr, so dass die Gefahr des Eindringens von Wasser und Isolationsproblemen erhöht war.


    Traten Kühlprobleme auf?

    Nein, keinerlei. Das hängt aber wohl auch mit meiner Fahrweise zusammen, welche den Motor höchstens kurzfristig (einige Sekunden) echt fordert.

    Ich bin kein Trackday-Fahrer und werde es wohl nie werden. Ambitionierte 'Elektro-Rennfahrer' werden sich eher eine Energica kaufen, da diese ein aktives Kühlsystem hat, welches mit länger andauernder Höchstleistung besser umgehen kann als die reine passive Luftkühlung einer Zero. Der Vorteil meiner Zero ist hingegen, dass weniger kaputt gehen kann und auch bezüglich Kühlung kein Serviceaufwand (kein Ölwechsel) anfällt.


    Wie viele Ladezyklen wurden bislang absolviert?

    Keine Ahnung …

    Wenn ich eine durchschnittliche Reichweite (je nach Strecke und Fahrweise, siehe oben) von 180 km mit einer vollen Ladung nehme, wären das bei 19'300 km (15'500 von mir plus jenen welche das Demobike schon drauf hatte plus 100 km von meinem Bruder) 107 volle Ladezyklen.


    Haben sich Ladedauer oder Ladekapazität verändert?

    Nicht, soweit ich das bemerkt hätte. Abgesehen von der Temperaturabhängigkeit der Ladedauer, welche aber mehr mit der Jahreszeit als mit dem Alter des Akkus zu tun haben.

    Eine verringerte Ladekapazität würde ich auch überhaupt nicht erwarten, da Zero ein fünfjährige Garantie gibt mit unbegrenzten Kilometern respektive Ladezyklen.


    Hat sich die Reichweite mit zunehmendem Kilometerstand verändert?

    Nach meiner Einschätzung nicht, jedenfalls nicht auf Grund des Kilometerstandes an sich. Wie von mir oben erwähnt, dann durch meine zügigere Fahrweise mit der Erfahrung oder den tieferen Temperaturen im Herbst.


    Nachhaltigkeit

    Wenn ich zu Hause lade, kommt der Strom von den Industriellen Werken Basel (IWB). Deren Strom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.


    Bezüglich Wertstoffverbrauch und CO2-Abdruck bei der Akkuherstellung: Es gibt Verfahren, welche 96% der Wertstoffe zurückgewinnt und welche den CO2-Abdruck der Herstellung um 40% reduziert.

    Quelle:

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    Ich habe auf meiner SR/F neben der vorhandenen lauten Hupe zusätzlich eine Fahrradklingel installiert, damit ich Fussgänger, vor allem aber Fahrradfahrer, welche mich nicht hören, wenn ich von hinten komme, auf nicht allzu brüske Art und Weise auf mich aufmerksam machen kann.

    Auch hier liegt ein Unterschied: Zero-Motorräder sind viel leiser als jene von Energica.


    Und zur "Geldbörsennachhaltigkeit": Ein Teil der hohen Anschaffungskosten wird durch im Vergleich zu Benzin tieferen Stromkosten kompensiert, zum Teil durch geringere Servicekosten. Die SR/F hat nur zwei Flüssigkeiten, welche es zu wechseln gilt, nämlich die Bremsflüssigkeiten. Keinen Filter oder ähnliches und einen ausgesprochen dauerhaften Elektromotor.


    Fazit

    Wie sich anhand der gefahrenen km ablesen lässt: Das Wagnis hat sich gelohnt. Mir macht das Motorradfahren enormen Spass. Dass ich ohne Lärm am Morgen früh in meiner Wohnstrasse losfahren kann, kein Wild aufschrecke, wenn ich durch den Schwarzwald fahre, die Anwohner in Präg in keiner Weise ärgere, wenn ich bei Kurvenausfahrt so richtig Strom gebe und bei allem weiss, dass mich Wasser- oder Sonnenenergie so vorwärts kommen lässt, lässt diesen Spass überhaupt zu. Jedenfalls für mich.

    Damit will ich nichts gesagt haben gegen die 'Verbrenner-Fahrer'. Ich fahre auch gerne mit 'normalen' Motorradfahrern eine kleine Tour; no problem.

    Ich weiss aus den sozialen Medien, dass es einige Motorradfahrer gibt, welche denken, ohne Motorensound, Benzingeruch, Vibrationen beim Fahren und Gänge schalten sei es absolut kein Motorradfahren mehr. Mir gegenüber so offen eine entsprechende Haltung hat bisher erst ein einziger Fahrer geäussert.

    Die meisten sind im Gegenteil sehr interessiert, und natürlich wollen alle wissen, wie weit ich komme, wie lange das Laden geht und ob es viele Ladepunkte gibt.

    Weiterentwicklungen in der Batterietechnologie werden auch den Motorradfahrern zu Gute kommen. Ich bin gespannt, wie es in 10 Jahren aussieht.

    Der Kreis schliesst sich erst, nachdem du ganz drum herum gegangen bist. ---- oder ---- Nie zu früh meinen – lieber etwas später wissen. By Ernst

    2 Mal editiert, zuletzt von Ernst ()

  • Heute gehe ich ebenfalls stromern.

    Ou, ich würde auch gerne. Meine SR/F habe ich aber in Frauenfeld bei RR Mototeam im Winterschlaf, da ich keine Garagenplatz habe.

    Ich werde das Bike aber erst holen, wenn die für mich fahrbaren Temperaturen häufiger auftreten ...

    Der Kreis schliesst sich erst, nachdem du ganz drum herum gegangen bist. ---- oder ---- Nie zu früh meinen – lieber etwas später wissen. By Ernst

  • Ich habe auf meiner SR/F neben der vorhandenen lauten Hupe zusätzlich eine Fahrradklingel installiert, damit ich Fussgänger, vor allem aber Fahrradfahrer, welche mich nicht hören, wenn ich von hinten komme, auf nicht allzu brüske Art und Weise auf mich aufmerksam machen kann.

    Auch hier liegt ein Unterschied: Zero-Motorräder sind viel leiser als jene von Energica.


    Und zur "Geldbörsennachhaltigkeit": Ein Teil der hohen Anschaffungskosten wird durch im Vergleich zu Benzin tieferen Stromkosten kompensiert, zum Teil durch geringere Servicekosten. Die SR/F hat nur zwei Flüssigkeiten, welche es zu wechseln gilt, nämlich die Bremsflüssigkeiten. Keinen Filter oder ähnliches und einen ausgesprochen dauerhaften Elektromotor.

    Fahrradklingel :'D  :emojiSmiley-106:


    Da kann Mann sich ja nur auf wärmeres Wetter freuen :sonne:

    Ich habe keine Macken...
    das sind Special Effects.

  • Bestens integriert :sehrgut:


    Ich stelle mir die Situation vor, wo du aus irgend einem Grund klingelst und die Fussgänger vor Überraschung in Gelächter ausbrechen: mir zumindest ginge es so 😂. Irgendwie spassig *party*

    Ich habe keine Macken...
    das sind Special Effects.

  • und die Fussgänger vor Überraschung in Gelächter ausbrechen

    Das Gelächter bekomme ich jeweils nicht mehr mit; bis es so weit ist, bin ich schon zu weit entfernt :grinning_squinting_face: .

    Aber verdutzte / verwirrte Gesichter sind im Alltag keine Seltenheit.

    Speziell verwirrt sind die sportlichen Velofahrer, die in hohem Tempo den Pass runter rasseln. Die hören hinter sich meine Veloklingel, und wissen gar nicht mehr, wie ihnen geschieht ... :emojiSmiley-38:


    Von wegen Lärm oder nicht Lärm:

    Ich weiss gar nicht mehr, ob ich die Geschichte aus dem Grundkurs hier schon mal berichtet habe.

    3. Grundkurs; Kurven fahren. Am Gempen. Der Fahrlehrer beobachtet am Kurvenrand, welcher an einen Parkplatz angrenzt, wie sauber wir Schüler die Kurve nehmen. Immer wieder winkt er einen Schüler raus und gibt Feedback. Beim zweiten Mal rauswinken erzählt er mir grinsend, dass zwei Mercedes-Cabriofahrer die Szenerie vom Parkplatz aus beobachtet hätten. Als ich downhill vorbeifuhr habe Er zu Ihr gesagt: "Jetzt fahrt de huere Tubel im Lärlauf do abe :emojiSmiley-33:   :!: "

    Der Kreis schliesst sich erst, nachdem du ganz drum herum gegangen bist. ---- oder ---- Nie zu früh meinen – lieber etwas später wissen. By Ernst