Beiträge von Ernst

    Nachfolgend ein weiterführender Link zu Car Maniac - meines erachtens der objetivste Kanal zum Thema E-Mobilität auf YT. Betrifft zwar Autos, aber die Problematik des Ladens, der Reichweite etc. von Fahrzeugen bleibt gleich.

    Er labert etwas gar viel. Aber wo er recht hat, hat er recht.

    Einen Unterschied zu Motorrädern möchte ich aber doch noch anmerken: Die Batterien beim Motorrad sind erheblich kleiner - so eher im Bereich von 12 bis 20 kWh. Da liegt - im Gegensatz zum Auto - ein Volladen über Nacht auch an einer Haushaltssteckdose viel eher drin.

    Was mich dann richtig ärgerte war die Tatsache, dass beide Ladestationen von zu 100% aufgeladenen E-Autos blockiert wurden.

    Genau deshalb hat auch EnBW kürzlich eine Blockierungsgebühr eingeführt. Die Datenanalyse habe gezeigt, dass die Autos weit länger an der Säule stehen gelassen würden, als dass sie noch am Laden wären ....

    Solange du alleine unterwegs bist klappt es mit den vorhandenen Ladesäulen wirklich gut. Wie sieht es aber aus, wenn eine Gruppe von 3 oder mehr Personen unterwegs sind und laden müssen?

    Die Frage ist absolut berechtigt. Ich habe sie mir selber auch schon gestellt.

    Im Moment mag es vielleicht noch mit 2 Rädern auf's Mal gehen, mit 3 wird es definitiv schwierig werden.

    Da müssen wir auf den Ausbau der Infrastruktur warten. Irgendwann wird es soweit sein.

    Wenn man eine Nacht Zeit hat, kann man wieder voll laden, auch an einer simplen 'Dreipol-Dose' (T13).

    In Deutschland an der Schuko-Dose evtl. auch etwas schneller, da diese bis zu 16 Ampere abgesichert sein können. Die sollte man aber nicht zu lange so heftig nutzen (keine ganze Nacht), sonst ist die Überhitzungsgefahr zu gross.



    Was aber - eben mit der von mir in Slowenien beschafften Lösung - auch eine gewisse Sicherheit bietet, ist die Möglichkeit, an Drehstrom (CEE16-5) zu laden. Solche Dosen findet man in Gewerbebetrieben oder auch auf Bauernhöfen (kann man ja auch zu Gewerbebetrieben zählen):


    Und mit einem Adapter kann man auf die T25-Dose der Schweiz gehen; hat wie die CEE16-5 auch 3 Phasen 400V mit 16 A abgesichert.


    Die T25-Dose ist auch in Haushalten zu finden; da werden Backöfen, Tumbler und so damit betrieben.

    Ich lade zu Hause an einer T25-Dose: Kabel durch die ganze Wohnung, raus aus dem Fenster 1.Stock auf den kleinen Vorplatz des Eingangs des Mehrfamilienhauses.

    Das ist ein T25-Stecker:


    Das Tool welches ich in Slowenien besorgte, kann ich nun viel einfacher mit auf Tour nehmen und bin somit unabhängiger von öffentlichen Ladesäulen.

    Ich war mal bei Hostettler in Sursee, brauchte Strom, und konnte in einem metallverarbeitenden Nachbarbetrieb laden, während ich einen Grantiefall mit IXS-Kleidern bei Hostettler erledigte ...

    In 30 Minuten 'Tank' wieder halb gefüllt ...


    Unterwegs wird es eher die CEE16-5 Dose sein, welche genutzt werden kann. Die dürfte oft zugänglicher sein, als eine Haushalts-Steckdose. Ausser eine solche ist in der Garage montiert.

    In Sursee war es auch die CEE16-5 Dose.


    Aber wie im Bericht beschrieben: Ich kam ja sogar durch die Dolomiten und in Slowenien schlussendlich relativ problemlos mit nur rein öffentlichen Ladesäulen durch.

    Die oben beschriebenen Möglichkeiten bieten einfach eine gewisse zusätzliche Sicherheit.

    Wenn ich mir immer im vorhinein Gedanken machen muss wo ich laden kann etc macht der ausflug keinen Spass.

    Wenn jetzt alle 'Verbrenner-Motorräder' morgen umsteigen würden auf elektrisch würde das definitiv nicht klappen ... !

    Nur:

    Die Batterietechnologie wird Fortschritte machen (grössere Kapazität, schneller geladen) und das Ladenetz wird sich vergrössern.

    Und auch die Stromproduktion wird mithalten können. Die Produktion mittels Sonne sehe ich noch beinahe als das kleinere Problem an. Die Speicherung des zu Spitzenzeiten gelieferten Stroms (Sonne mittags oder wenn viel Wind herrscht) für Zeiten mit weniger Sonne oder Wind wird die Herausforderung sein. Weitere Pumpspeicherkraftwerke werden nötig sein.


    Wir werden sehen, was die Zukunft bringt ...

    War dieses jahr in rimini und umland. War überrascht soviele Ladestationen zu finden, unser hotel hatte sogar zwei!

    Ich nehme mal an, das hat mit der Touristendestination zu tun.

    Ich habe auf Grund von Angaben von GoinElectric vorhin die Anzahl Standorte und Ladepunkte (ein Standort hat oft mehrere Ladepunkte mit demselben oder unterschiedlichen Ladesystemen) in's Verhältnis zur Einwohnerzahl (2019) gesetzt.


    Pro 100'000 Einwohner gibt es so viele Standorte:

    • Deutschland: 30.4
    • Frankreich: 5.0
    • Italien: 4.2
    • Österreich: 63.8
    • Schweiz: 32.1


    Pro 100'000 Einwohner gibt es so viele Ladepunkte:

    • Deutschland: 87.2
    • Frankreich: 20.5
    • Italien: 12.6
    • Österreich: 123.1
    • Schweiz: 109.2


    Wie man sieht, sieht es für Italien und Frankreich nicht gut aus.

    Bei Frankreich kommt noch dazu, dass ein erheblicher Anteil der Ladepunkte aus dem Typ 3c besteht. Das wird in den anderen aufgeführten Ländern nicht genutzt. Für ein entsprechendes Ladekabel oder Adapter landet man schnell bei 150.- bis 300.- ....

    Ich nehme an, dass deine Route nach Krajn der umständlichen Ladestation Suche geschuldet war.

    Richtig.


    ein paar Tage Slowenien einplanen lohnt sich alleweil.

    Nachdem ich gesehen habe, wie toll es dort ist, habe ich das für mich auch schon vorgesehen. Mal schauen, wie bald ich das einrichten kann.


    Grenzhüpfen Österreich, Ungarn und Kroatien ist ein Genuss für die Töfffahrer Seele und kulinarisch auch ausgezeichnet.

    Ich denke, dass ich immer lockerer werde bezüglich Ladestationen und damit auch bezüglich Routengestaltung. Im Vergleich zu letztem Jahr, als ich angefangen habe, bin ich in der CH und in D schon viel lockerer unterwegs. Es muss nicht mehr alles im Voraus bekannt und geplant sein, weil ich inzwischen weiss, dass es kein Problem ist, eine Ladestation zu finden.

    Ich hoffe, diese Zuversicht zunehmend auch für andere Länder entwickeln zu können. Aber es kommt halt schon drauf an, wie viele Ladestationen es in einem Land gibt. Und Italien schneidet da einfach schlecht ab. Das Südtirol ist aber kein Problem, mindestens in den Touristenregionen nicht. Aber gell, das Südtirol kann man sowieso nur halbwegs zu Italien zählen ...


    es gibt nur EIN wahres Appenzell, alles andere geht noch knapp als Appenzellerland durch, wobei ich persönlich Ausserrhoden nicht unbedingt dazu zähle.....

    :emojiSmiley-23:

    Ich weiss schon, weshalb ich im Titel "Vom Appenzell ... " geschrieben habe und nicht "Von Appenzell ...".

    Bist du voN Appenzell selber? (Oder stammst von dort?)

    Finds ja extrem geil, in der Überschrift Appenzell UND Slowenien zu lesen. Dann aber vor dem Triglav eine zero mit Basler Nummer ist dann doch etwas strange.... @.@

    Wie kommt es zu dieser Kombination?

    Ich wohne in Basel. Aufgewachsen bin ich in Schwellbrunn ARh. Seit beide Elternteile verstorben sind, nutzen wir vier Geschwister das alte Bauernhaus als Feriendomizil; ich bin also häufig dort. Für mich hat die wirkliche Reise somit erst im Appenzellerland begonnen ... O:) .

    Zufriedengestellt?

    Die Rückfahrt

    Um auch an diesem Morgen früh genug wegzukommen, verzichte ich erneut auf das Hotelfrühstück. Ich fahre frohgemut um 05:30 Uhr los, bis ich feststelle, dass mit der Route auf dem Navi etwas nicht stimmt. Dieses 'jagt' mich hin und her und ich habe Mühe zu begreifen, wo das Problem liegt. Als ich die Route einmal etwas weiter herauszoome, sehe ich, dass da irgendwie Ljubljana in die Route geraten ist. Vollkommen falsche Richtung und weiss der Kuckuck, wie es dazu gekommen ist …

    Aus einem Instinkt heraus hatte ich die erste Route (ohne Übernachtung in den Dolomiten) im Navi noch nicht gelöscht. Ich aktiviere diese und kann nun ordentlich losfahren. Das Hotel würde ich auch so finden.


    Durch die Verzögerung bin ich nun genau zum richtigen Zeitpunkt auf der Höhe zwischen Jamnik und Lajse, so dass ich das schönste Bild der Reise mit dem Sonnenaufgang über Slowenien schiessen kann.


    Das erste Laden in Zelezniki verläuft problemlos; gratis laden an einer einfachen Station mit meinem neuen Tool. Wäre ich sicher, dass ich in Tolmin wieder laden kann, würde ich darauf verzichten. Da die eine Dose dort aber einen Fehler hatte und ich nicht wissen kann, ob die zweite Dose nicht belegt ist, mache ich den Akku wieder weitgehend voll.


    In Tolmin ist die Säule frei und funktioniert problemlos. Die Zeit zum Laden nutze ich, um Pulli und Wanderhose auszuziehen, welche ich unter den Töffklamotten trage. Es ist inzwischen schon 28 Grad heiss und sehr schwül ("tröckig", wie man im Appenzellerdeutsch sagen würde).


    Die Strecke zwischen Carnia und Amaro ist nun befahrbar und erspart mir den Umweg der Hinreise.

    In Amaro kann ich wieder laden, erneut aber nur mit gut 6kW. Ob es wirklich die Begrenzung wegen der Temperatur ist? Das Board-Display zeigt mir aktuell 29 Grad an. Jetzt vermute ich eher eine Fehlfunktion der Ladesäule.


    Nach der Ladestation ist es das Ziel, auf die Strada Provinciale SP125 nach Tolmezzo zu kommen. Das Navi will mich durch eine gesperrte Sportanlage lotsen … - nun ja, das kommt zwischendurch einmal vor.

    Als ich meinen Weg zur SP125 schlussendlich finde, ist diese gesperrt. Wenn man so was früher wüsste …


    Ab Caneva geht es nun hoch in die Hügel über dem Tagliamento. Kurviger.de hat das schliesslich so vorgeschlagen. Über steile, bewaldete Hügel geht es einmal mehr auf engen Strässchen durch kleine Dörfer wie Fusea, Vinaio und Lauco rauf und runter, rauf und runter. Mir kommt spontan der 50-erjahrehit 'Stägeli Uff, Stägeli Ab Juhee' der Geschwister Schmid in den Sinn.


    Auf einer langgezogenen, steil abfallenden geraden Strecke mache ich einen Versuch: Beginnend mit 50 km/h braucht die SR/F bei voll betätigter Rekuperation (2x100% im ECO-Modus; Gashebel und Bremshebel) ~18 Sekunden, um auf das Tempo 21 km/h zu reduzieren. Tiefer runter geht das Tempo nicht mehr; man müsste nun die mechanischen Bremsen einsetzen.


    Es ist Mittagszeit, meine Reisegeschwindigkeit reduziert sich auf gut 35km/h und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen würde, wären da nicht die kühlenden Bäume. Hätte ich die Schnellstrasse unten durchs Tal genommen, hätte ich gemäss Navi knapp einen Viertel der Zeit gebraucht, also nur zwölf Minuten. Aber hey, ich bin ja hier, um etwas zu erleben.


    Inzwischen ist es schon deutlich nach ein Uhr mittags und ich habe heute weder etwas gegessen noch getrunken. Die Konzentration lässt deutlich nach. Auf der Hochebene bei Pian di Casa zwinge ich mich, abzusteigen, einzukehren und etwas zu essen.

    Sie spricht weder Englisch noch Deutsch, ich kein Italienisch. Das erfragte Sandwich erweist sich als zwei grosse, heisse Toastscheiben mit etwas Schinken und Käse dazwischen. Hauptsache, es kommt jetzt etwas in den Magen.


    Einige km nach der Pause befinde ich mich plötzlich wieder in bekanntem Gebiet, dem Razzo-Pass (Sella di Razzo). Auf dem Hinweg war ich weiter südlich Richtung Sauris abgebogen, nun komme ich von der nördlicheren Seite her.


    Bei Auronzo di Cadore beginnt der von meinem Bruder empfohlene Teil. Die Strassen sind hier breiter, besser ausgebaut, aber im Moment leider auch viel stärker befahren … Am Lago di Misurina ist mächtig was los, ebenso wie am Passo Tre Croci, in Cortina d'Ampezzo und am Passo di Valzarego.

    Cortina ist so richtig 'überlaufen'. Ich finde die benötigte Ladestation – und einen klimatisierten Ort, wo ich eine Glace essen kann.


    Zwei, drei Häuser neben dem Lokal befindet sich die örtliche Polizeistation. Die Strasse ist nicht sehr breit, stark befahren und es hat viele Leute auch zu Fuss unterwegs. Ein Auto parkt trotzdem am Strassenrand für eine ganze Weile, ein Verkehrshindernis bildend. Zwei Polizisten unterhalten sich vor der Polizeistation offensichtlich ungerührt davon.


    Überhaupt: Italien und Verkehrssignale … Als Motorradneuling bin ich erstaunt, dass die Geschwindigkeitsbeschränkungen in Italien offensichtlich rein als Vorschlag interpretiert werden, wie man sein Tempo im Moment gerade gestalten könnte. Innerorts mit 50 km/h fahrend, fühle ich mich immer wieder als Verkehrshindernis, so oft wie ich überholt werde.


    Ennet des Passo di Valzarego in Richtung Rocca Pietore, gibt es plötzlich viel weniger Verkehr. Mir ist nicht ganz klar, ob dies an der fortgeschrittenen Zeit um halb sechs oder an der Strecke liegt.


    In Rocca Pietore befindet sich mein noch kurzfristig gebuchtes Hotel. Mit €130.- fast dreimal so teuer wie jenes in Naklo, und immer noch deutlich teurer, als jenes, welches ich in Davos haben werde. Der Markt spielt … - insbesondere in Anbetracht des Hotels.

    Positiv: Das Personal ist zwar stark auf Corona-Schutz bedacht, gleichzeitig aber sehr hilfsbereit. Erheiternd ist die Infrastruktur. Vielleicht so aus den 60-er bis 70-erjahren stammend. Alles sauber, aber ältlich. Es gilt z.B. genau herauszufinden, wie weit der Bart des Schlüssels ins Schloss einzuführen ist, damit dieser fasst und das Schloss geöffnet werden kann.

    Der Eingangsbereich, die Rezeption, die Gänge: Überall gibt es kunterbunte künstliche Blumen, sind dicke Teppiche ausgelegt und finden sich Stofftiere. So richtig kurlig.


    Um sechs Uhr schwinge ich mich wieder in den Sattel, um den Fedaiapass hochzufahren. Ab Canazei hat mir mein Bruder die Sellarunde empfohlen. Die muss jetzt aber warten, vielleicht im Herbst einmal.


    Nun geht es zuerst wieder in tiefere, fruchtbare Lande mit dem Karer- und dem Kalterersee sowie dem tollen Mendelpass.


    Auf dem Passo di Tonale fallen während der Mittagspause die ersten paar Tropfen. Auf der Talfahrt nach Ponte di Legno kann man zwischendurch von leichtem Regen sprechen.

    Nach einer Regenpause meldet er sich auch wieder im Anstieg zum Gaviapass.


    Auch am Gaviapass ist meine Veloklingel wieder häufig im Einsatz. Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass man Freude daran haben kann, sich mit einem Fahrrad auf die 2'650m hochzuquälen. Quälen ist hier übrigens der richtige Ausdruck. Wer's nicht glaubt, begebe sich einmal auf diese Seite: http://www.quaeldich.de .

    Wenn ich an all die Velofahrer denke, denen ich unterwegs begegne, bin ich wohl einem schönen Teil der bei der 'quäldich-Passjagd' Eingeschriebenen begegnet …


    Abwärts des Gaviapasses zeigt sich ein Phänomen erneut, welches schon am Stilfserjoch in Erscheinung trat: Die Geschätzte Restreichweite der SR/F spielt verrückt. Zufälligerweise sehe ich im Display gerade, dass sich die Restreichweite auf ~640 km hochschraubt, um darauf wieder auf 0 gesetzt zu werden. Jetzt zählt sich die Anzeige in grossen Schritten von vielleicht 50 km wieder hoch, um dann so nach einer Anzeige von ~ 400, 500 oder 600 km wieder auf 0 zu fallen, und so weiter und so fort. Diesmal renkt sich die Anzeige wieder ein, sobald ich am Foscagno bin. Nach dem Stelvio schaffte die SR/F dies erst wieder nach dem Laden in Schlanders.

    Mit Pässen von mehr als 2500 m Höhenmetern, respektive mit der Rekuperation die dabei entsteht, scheint die Firmware überfordert zu sein.

    Die geschätzte Restreichweite ist natürlich sowieso immer mit Vorsicht zu geniessen. Bin ich zügig einen Pass hochgefahren, ist die Anzeige viel zu niedrig. Nach der Passabfahrt, ist sie zu hoch. Einerseits wird der Verbrauch der soeben gefahrenen km offensichtlich stark gewichtet in der Berechnung. Andererseits kann die Software weder wissen, welches Gelände vor mir liegt, noch welchen Fahrstil ich einschlagen werde. Auch weitere den Verbrauch beeinflussende Faktoren sind der Software natürlich nicht bekannt: Rücken- oder Gegenwind, nasse oder trockene Strasse, Temperatur.

    Solche Dinge lernt man mit der Zeit ganz gut selber mit einzukalkulieren, wenn man elektrisch fährt.


    In Bormio gibt es wieder Sonne und deshalb auch eine Glace. Mit ein Grund für die Pause: Ich habe das Kommunikationssystem des Helms im Hotel vergessen zu laden. Drum: Glukose für mich, Strom für's System.

    Dass es in Bormio und der ganzen Region keine einzige Ladesäule gibt (schämt euch, Italiener …), weiss ich von meinen Vorabklärungen. Stutzig macht mich ein Schild am Strassenrand bei einer Autogarage. In grossen blauen Lettern auf gelbem Hintergrund steht da: "ELETTRAUTO".

    Elektro-Autos und nirgends eine Ladesäule? Ein kurzes Umsehen macht mir klar, dass es wohl um die Autoelektrik von herkömmlichen Verbrennerfahrzeugen gehen muss …


    Am Foscagno-Pass geht es plötzlich mit einem heftigen Gewitter los, mit Blitz, Donner und Starkregen. Trotz Blitzeinschlaggefahr fahre ich weiter, mich darauf einstellend, dass Handschuhe und Schuhe bald durchnässt sein werden. Marken-Jacke und -Hose halten die Werbeversprechen bezüglich Regendichtigkeit hoffentlich …


    In Livigno erwarten mich 7 Ladesäulen. Ausser, dass sie mich nicht erwarten.

    Die Wolken haben sich verzogen und es ist dampfend heiss. Die Strassen sind von Touristen verstopft – sei es in Autos oder von Spazierenden in den Fussgängerzonen.

    Gemäss Goingelectric werden alle vom Netzwerk Plug'n Roll betrieben; hier habe ich ja den Ladechip.

    Die ersten Ladeversuche an einer Säule vor einem Hotel wollen nicht gelingen. Irgendwann spricht mich eine Hotelangestellte an und sagt, dass die Säule nur für Hotelgäste zur Verfügung steht. Ich begebe mich wieder in den Stau und versuche es nach einiger Zeit am nächsten Ort: Die beiden Säulen sind besetzt.

    Ich begebe mich erneut in den Stau und fahre zurück ans andere Ortsende. Hier finde ich die Säule erst nach längerem Suchen. Auch hier wird auf der einen Seite schon vornweg eine Fehlfunktion angezeigt. Aber auch auf der anderen Seite will es nicht klappen.

    Entnervt gebe ich auf und mache mich auf Richtung Munt-la-Schera-Tunnel…

    Im Nachhinein zeigt es sich, dass die Information in Goingelectric nicht oder nicht mehr stimmt: Es wird unterschieden zwischen Repower CH und Repower IT, welche ihre Ladenetze unabhängig voneinander betreiben. Plug'n Roll gehört zu Repower CH und mein Chip ist nutzlos.


    In der Planung bin ich davon ausgegangen, dass ich in Livigno sicher irgendwo laden kann, bei 7 Säulen. Nun hoffe ich, dass es bis Davos reicht. Ob es Säulen zwischen Livigno und Davos gibt, damit hatte ich mich nicht auseinandergesetzt.


    Um Strom zu sparen, fahre ich dem ganzen Lago die Livigno entlang die lächerlichen vorgeschriebenen 50 km/h.


    An der 'Mautstelle' für den Munt-la-Schera-Tunnel kurz nach dem Staudamm, wieder auf Schweizer Gebiet, freue ich mich über den breiten Bündnerdialekt der Dame am Schalter. Wie gut, dass ich nun wieder ohne Einschränkungen kommunizieren kann.


    Erneut geniesse ich den Ofenpass, auch wenn ich ihn nicht gleich zügig fahre wie mit vollem 'Tank'. Eingangs Zernez sehe ich, dass hier gleich mehrere Ladestationen vorhanden sind. Greenstorm kommt zum Zug: Die haben immer ein Ladekabel an der Station, so dass ich mein Ladesystem im Topcase lassen kann.


    Wenige Meter von der Ladestation gibt es eine Pizzeria … - eine Pizza kann ich nun definitiv vertragen.


    Danach ist auch mein Bike wieder vollgestromt. Es ist nach sieben und ich habe den Flüela praktisch für mich. Mit vollem Magen und vollem Akku geniesse ich diese letzten km des heutigen Tages in vollen Zügen; sie machen die Strapazen der letzten Stunden wieder vergessen.


    In der Nacht spüre ich meine Müdigkeit und meine Muskeln. Ich nehme mir vor, nach dem Frühstück einfach nur noch zurück ins Appenzellerland zu fahren. Am Morgen ist das Wetter dann aber so strahlend schön. Sobald ich mich auf dem Bike befinde, zieht es mich nochmals den Flüela hoch.


    Ich fühle mich nun doch sehr wohl und überlege mir, mir auch noch den Bernina zu gönnen und von dort aus zurückzufahren. Auf der Fahrt hinunter nach Susch merke ich aber, dass der Verkehr zunimmt, dass einerseits einige verrückte Strassenrennmotorradfahrer unterwegs sind, aber auch langsame Landschaftsgeniesser in ihren Kleinautos. "Oh – es ist ja Samstag …" - Nein, da wird der Bernina kein Vergnügen …

    Ich kehre in Susch wieder um, fahre zurück nach Davos, lade nochmals und kehre zurück ins Appenzellerland.


    Auch diesmal fahre ich wieder über das Toggenburg. Diesmal aber noch über die Schwägalp, Bächli, dann nach Schwellbrunn.


    Am Mittag bin ich zurück. Und ich staune selber: Bevor ich am Abend im Ochsen in Schwellbrunn eingeladen bin, zieht es mich am Nachmittag nochmals auf den Töff für eine '35-km-Feierabendrunde'.


    Schlussgedanken

    Es zeigte sich, dass ich mit dem normalen Typ2-Ladekabel problemlos durchgekommen wäre und mir das Mitschleppen des JuiceBooster2 hätte ersparen können.

    Mit dem PC05 wird das Problem aber deutlich kleiner sein.


    Wenn man sich die benutzten Ladepunkte anschaut (siehe 'Reisefacts'), dann wird ersichtlich, dass ich viel zu häufig lud.

    Wüsste man im Voraus, welche Ladestationen funktionieren, frei sind und mit den vorhandenen Ladekarten auch wirklich freigeschaltet werden können, wäre die Sache einfacher.

    Hätte ich mir mehr Zeit für die Reise eingeplant, wäre der Druck ebenfalls kleiner gewesen, da notfalls Zeit vorhanden gewesen wäre, eine Industriesteckdose oder dann halt eine Schuko-Dose zu finden. Ich war mir dessen aber im Voraus bewusst.


    Obwohl ich an den ganzen Tagen so 12-14h am Tag unterwegs war, war es ganz gut machbar. Die Energie reichte erstaunlich weit, wohl weil alles neu, die Strassen und die Gegend aufregend genug waren. Reichlich müde war ich dann am Ende des Tages allerdings jeweils schon.


    Interessant war es zu beobachten, wie unterschiedlich auf das Elektromotorrad reagiert wurde. In Slowenien wurde ich kaum darauf angesprochen, auch wenn ich durchaus den Eindruck hatte, dass die Andersartigkeit beachtet wurde. In Italien war dies ganz anders: Da wurde ich gleich mehrmals befragt und mehrmals um Erlaubnis gebeten, ein Bild vom Motorrad machen zu dürfen.


    Für mich war die Reise ein Wagnis, für Erfahrenere wäre es wohl weniger spektakulär gewesen. Wir besassen als Familie nie ein Auto; die SR/F ist für mich der erste motorisierte fahrbare Untersatz.

    Eine längere Reise mit dem Elektromotorrad ist möglich. Auch für mich; Andere haben das längst pionierhaft bewiesen.

    Ja, man muss sich auf die Ladeherausforderung einstellen und entsprechend vorbereiten. Vermutlich geht es aber auch noch deutlich spontaner; da habe ich sicher noch Luft nach oben …


    Weitere Fotos sind hiereinsehbar.


    Seit April 2020 habe ich meine Zero SR/F nun also. Zwar sind schon 23'000 km damit zurückgelegt, aber eine so richtig grosse Reise (jedenfalls für meine Verhältnisse als Motorrad-Newcomer) habe ich bisher noch nicht gewagt.


    Das System, mit welchem ich auch zu Hause schnell laden kann (JuiceBooster2) ist klobig und schwer. Mit dem Topcase 46 L kann ich es zwar mitführen; viel mehr hat darin dann aber nicht mehr Platz.

    Metron Institut in Lesce Slowenien hat was Besseres; nur dumm, dass ich nicht früher davon wusste.

    Metron hätte mir die Ladelösung PC05 (https://eauto.si/metron-shop/product/type2cee-3x16a-3-phase/) mit Adaptern natürlich auch in die Schweiz geschickt. Aber warum nicht gleich ein Abenteuer damit verbinden?


    Endlich liegt eine etwas dauerhaftere Schönwetterperiode vor uns, so dass ich es wage, die gut 1'600 km in Angriff zu nehmen.

    Wer sich die Strecke anschauen will, bekommt hier https://kurv.gr/9ws2K (Hinfahrt) und hier https://kurv.gr/9EvmU (Rückfahrt) genaue Details.

    Oder er lädt sich die angehängten gpx-Files in das Programm seiner Wahl.

    Die technischen Details (insbesondere Ladepunkte) finden sich im attachten PDF 'Reisefacts'.


    Ich wollte durch die Dolomiten fahren, fand aber niemanden, der mir Auskunft über Lademöglichkeiten (Anzahl und Zuverlässigkeit) geben konnte.

    Ich fahre gerne kurvige und auch eher kleine Strässchen, so lange sie befestigt sind.

    Ich liess mir von Kurviger für die Hinfahrt einen Vorschlag machen, und passte die Route anhand von in GoingElectric gefundenen Ladestationen an.


    Schon letzten Herbst wurde mir klar, dass ich eine Chipkarte von Shell (Newmotion) brauchen würde, sowohl für das Südtirol, als auch für Slowenien. Die Karte hatte ich mir inzwischen besorgt.


    Immer noch sehr unsicher, ob ich genügend funktionierende und freie Ladestationen für Typ2 Wechselstrom finden würde, nehme ich besagten JuiceBooster2 mit. Damit würde ich notfalls unterwegs auch an einer normalen Industrie-Drehstrom-Steckdose (CEE16-5 oder CEE32-5) schnell laden können, oder ziemlich langsam an einer Schuko-Dose.


    Hinreise

    Am Montagmorgen geht es wie geplant um 06.00 Uhr los. Ich will gewappnet zu sein für Ladeprobleme, Umleitungen etc.

    Die Hinfahrt plane ich in zwei Tagen durchzuziehen. Die Rückfahrt habe ich noch überhaupt nicht geplant.


    Bis Davos fahre ich in einem Zug durch: Durch's Toggenburg via Wildhaus, über die Autobahn das Rheintal hoch bis Landquart. In Davos lade ich das erste Mal und freue mich auf die kommenden Pässe.

    Den Flüela, den Ofenpass, den Umbrail und das Stilfserjoch hatte ich schon früher kennen gelernt, wenn ich diese auch von der anderen Seite her befahren hatte.


    Auch diesmal überhole ich an all den Pässen reihenweise Velofahrer. Ich mache intensiv von meiner zusätzlichen Fahrradklingel gebrauch. Am Umbrail holt mich, nachdem ich austreten musste, eine zuvor überholte Velogruppe passaufwärts wieder ein. Als ich erneut langsam zum Überholen ansetze, ruft mir die Gruppenletzte mit einem Thumbs-Up ein vernehmliches 'bravo, bravo, electrico !!' zu und strahlt mich trotz ins Gesicht geschriebener Anstrengung an.


    Genau – DESHALB habe ich ein Elektromotorrad gewählt, um niemanden mit Lärm und Abgasen zu plagen. Dazu kommt: Ohne Schaltkrämpfe mühelos die Haarnadelkurven hochzufahren, fein dosiert am Gas- resp. Elektrogriff, gleichzeitig aber immer mit im Überfluss vorhandenem Drehmoment aus den Kehren fahren zu können – das macht Spass!


    Schon lange hatte ich mich auf das Vinschgau gefreut. Nun liegt es vor mir – mit all den vermutlich tausenden Tonnen Äpfeln, welche wohl bald geerntet werden. Ich sichte mehrere Riesen-Harassenlager.


    Bei der Planung war ich mir unsicher, ob ich von Meran nach Bozen den Weg durchs Tal nehmen sollte, oder oben durch die Berge mit den gewundenen Strassen.

    Ich entschied mich für die Berge, was sich jetzt total lohnt. Die Strassen sind gut ausgebaut, zwischendurch gibt es immer wieder tolle Ausblicke aufs Tal hinunter – und es ist nicht so brütend heiss.


    Gewisse Strässchen sind nun wirklich schmal und sehr steil. Einmal mehr freue ich mich, dass die Bremsenergie durch Rekuperation zurück in meinen Akku fliesst, anstatt die Bremsscheiben abzunutzen und aufzuheizen. …!


    Eine 'Abkürzung', direkt oberhalb von Bozen, werde ich wohl kein zweites Mal mehr nehmen: Das 'Kleinststrässchen' durch Rebberge ist unglaublich steil und ich bin einfach nur froh, dass ich niemandem sonst auf dem Weglein begegne.


    In Bozen sind es gut 30 Grad und ich bin in meinen schwarzen, regenwettertauglichen Töffklamotten unterwegs. Wegen der Ladelösung habe ich keinen Platz mehr für leichtere Motorradkleider.

    Die gute halbe Stunde Ladestation suchen (eine freie, von ca. 17 Stationen) ist herausfordernd wegen Hitze, Müdigkeit und italienischen Verbotsschildern, bei denen ich nicht so recht verstehe, was die eingeschränkte Zufahrt denn nun genau bedeutet.


    Immerhin: Mit dem Elektromotorrad erregt man auch in bevölkerten Fussgängerzonen kaum negatives Aufsehen, wenn man sich im Schritttempo bewegt.


    Meine Aufregung steigt nun noch zusätzlich an. Für das Südtirol hatte ich weniger Bedenken bezüglich der Ladestationen. Jetzt liegt aber der Streckenteil vor mir, bei dem die Stationen wirklich nur selten anzutreffen sind.


    Der frühe Morgen (04.45 Uhr) ab Bozen mit der Sicht auf die Rosengartengruppe im Sonnenaufgang, später Falcade und der Duranpass sind ein Highlight. Ich geniesse es, am frühen Morgen die Strasse für mich zu haben …


    Das Laden in Moena ist speziell: Es gilt, ein Parkticket zu ziehen. Dieses muss an den Ladestationen gescannt werden, damit die Säulen freigeschaltet werden. Ich brauche eine Weile, bis ich die genaue Reihenfolge begriffen habe und bis ich die italienischen Anweisungen richtig interpretiere. Die ersten 45 Minuten Parken sind gratis und der Strom kostet nichts extra. Da ich noch nicht sehr weit gefahren bin seit Bozen, brauche ich längst keine 45 Minuten, so dass das Laden hier gratis ist.


    Schon bald nach dem sanften, angenehmen Passo San Pelegrino, kommt Falcade. Die Ladestation von Greenstorm muss ich eine Weile suchen. Sie befindet sich in einer engen, deutlich abschüssigen Garageneinfahrt eines Hotels. Ein herkömmliches Auto ist in der Garageneinfahrt geparkt. Der Platz reicht aber für meine SR/F um daneben parkieren und laden zu können. Sobald ich mich neben der Ladestation positioniert habe, realisiere ich noch bevor ich absteige, dass ich wegen des Gefälles erstens meine 'Pseudo-Parkbremse' in Form eines speziellen Klettbandes benutzen muss, mit welchem man die Vorderradbremse in gezogenem Zustand fixieren kann. Zweitens ist mir klar, dass ich aus dieser Einfahrt nicht mehr ohne fremde Hilfe kommen werde. Die 230 kg werde ich alleine nicht aus der Einfahrt hochkriegen. Obwohl es gemäss Fachleuten einfach sein sollte, bei einem Elektromotor einen Rückwärtsgang zu realisieren, existiert ein solcher nicht. Wie oft wäre ich doch darum schon froh gewesen ….

    Mit Händen und Füssen kann ich einem freundlichen italienischen Hotelgast nach dem Laden klarmachen, dass ich kurz seine Hilfe brauche …


    Besonders spannend sind etwas später kaum beleuchtete enge Tunnels, mit nassrutschigem historischem Kopfsteinpflaster. Sie befinden sich im Val Lumiei, auf der Verbindung von Sauris mit Ampezzo nach der Staumauer.

    Danach gibt es einen langanhaltenden Blick auf den rechtsliegenden wildromantischen Tagliamento und sein Flussbett. Diesen überquere ich später nach Amaro.


    In Amaro funktioniert die Ladestation. Sie 'gibt' mir aber nur gut 6 kW von eigentlich 11.6 möglichen kW von Seiten meiner SR/F, obwohl es sich um eine Station mit 43kW-Stecker handelt. Ob hier mein Motorrad die Ladeleistung wegen den vorherrschenden 31 Grad drosselt?


    In der Mittagspause in Amaro meldet mein Garmin zumo XT-Navi, dass es die Strecke wegen einer vor mir liegenden Streckensperrung anpasst. Einmal mehr werde ich mit einem bekannten Bug des XT konfrontiert, welcher bei Neuberechnung einer Strecke einfach einmal primär die schnellste Variante mit Autobahn bis zum nächsten Zielpunkt wählt, egal welche Streckenprioritäten hinterlegt sind.

    Nichtsahnend fahre ich los, der Navigation folgend, um mich dann unverhofft an der Mautstelle für die italienische Autobahn wiederzufinden. Ohne eine Ahnung zu haben, wie das System funktioniert, komme ich mit einiger Nervosität und schweissgebadet, schlussendlich aber ohne Probleme durch, auch weil ich eine 2€-Münze griffbereit habe.


    Das Navi führt mich auf einen unnötig langen Umweg über Gemona. Temperaturmässig angenehmer wird es wieder, als ich der Fella zu meiner Linken folgend rechts Wald habe. Auch auf der Rückreise ist der mächtige Kühleffekt von Bäumen in Waldnähe zu spüren.


    So richtig spannend wird es ab Resiutta, mit seiner sehr hügeligen Gegend, der zunehmend schlechteren und sehr steil ansteigenden Strasse zur Sella Carnizza. Von der Sella Carnizza an ist die Strasse durch das Ucceatal frisch geteert, aber sehr eng, unübersichtlich kurvig und mit viel Kies versehen, das vom Regen in den steilen Hängen auf der Strasse liegen bleibt. Dazu Laub, da sich die Strasse in vollständig bewaldetem Gebiet windet.

    Die Gegend ist atemberaubend, ich muss die Strasse aber sehr vorsichtig, oft im Tempo von 20-30 km/h befahren. Unbemerkt überfahre ich hier die Grenze Italien/Slowenien.


    Gefühlt 'endlos' geht es danach sanft in tiefere Lagen. Abwechslungsreiche kurvige Strassen mittlerer Grösse, meist in ganz ordentlichem Zustand und immer wieder Ausblick in die Hügel und Täler gewährend.


    In Kobarid steht mein erster Ladeversuch in Slowenien an. GoingElectric hat eine Bedienungsanleitung für die Säule integriert und vermerkt den Strom als gratis.

    Nun – es steht eine neue Säule da – und bei mangelnden Sprachkenntnissen gelingt es mir nicht, diese freizuschalten. Irgendwo gibt es einen Menüpunkt 'Language', aber ich schaffe es trotzdem nicht, die Sprache zu wechseln.

    Ich ziehe unverrichteter Dinge ab; ich mag keinen der Kunden des benachbarten Warenhauses belästigen. Ich müsste jemanden finden, der genügend Englisch spricht und mir mit der Säule auch wirklich helfen kann. Mein Akku hat noch einigen Strom vorrätig und ich hoffe nun einfach auf die nächste Säule.


    Die Säule in Tolmin ist frei. Die Dose Links zeigt ein rotes Licht, typischerweise das Signal für Fehlfunktion. Die Dose rechts steht aber auf Grün. Nun stehe ich vor demselben Problem. Die Säule ist älter und hat richtige Tasten von 0 bis 9, zusammen mit einem einfachen digitalen Display.

    Mit etwas Herumdrücken finde ich die Taste, welche mir einen Sprachwechsel anbietet, so dass ich schlussendlich laden kann.

    Nach einiger Zeit fährt ein niederländischer Tourist mit seiner Familie im Elektroauto vor und möchte ebenfalls laden. Während meine SR/F fertig lädt, tauschen wir unsere Erfahrungen aus.

    Einerseits weil der Tourist hören will, wie mein Motorrad tönt (oder eben nicht tönt), andererseits, weil ich ihm an der Säule zügig Platz machen will, passiert mir einmal mehr, was immer wieder einmal vorkommt: Ich vergesse meinen 'Abfahrts-Check': Topcase und Seitenkoffern zu und abgeschlossen? Die Jackentaschenreissverschlüsse mit den Schlüsseln, Handy und Portemonnaie verschlossen? Die Rucksackschnallen zu? Ich fahre ab – und höre den Holländer hinter mir rufen: "Your key!". S…t - Der Schlüssel steckt noch im Topcase. Ich halte überhastet, klappe den Seitenständer herunter und bemerke nicht, dass ich mich noch auf leicht abschüssigem Gelände befinde. Beim Absteigen rollt die SR/F ab dem Seitenständer und beginnt in meine Richtung zu kippen. Den Sturz der Maschine auf die Seite kann ich nicht mehr aufhalten, nur noch etwas 'abfedern'.

    Der Alluminiumschutzknopf am linken Lenker ist erneut zerkratzt, und der linke Seitenkoffer ist aufgesprungen, arg zerkratzt und leicht verbogen. Immerhin nur so leicht, dass er sich noch schliessen und abschliessen lässt.


    Die restlichen ca. 80 km bis nach Naklo, meinem Übernachtungsziel, verlaufen relativ gemütlich. Immer wieder gilt es, mittels Haarnadelkurven wenige hundert Meter hoch und später wieder runter zu klettern. Es geht Flussläufen entlang, durch kleinere, teilweise pitoreske Dörfer. Bauern rechen ihr Heu zusammen und einige gemütliche Velofahrer sind unterwegs.

    Zwischen Lajse und Jamnik bietet sich ein Toller Ausblick auf das 'Flachland', auf entferntere Hügel und eine alleinstehende, von der Sonne beschienene Kirche. Immer wieder muss ich entscheiden, ob ich nicht doch nochmals anhalten und Bilder machen soll.


    Um 19.15 treffe ich in Naklo ein. Dass ich die Ladesäule vor dem Hotel wegen Sprachproblemen auch nicht freischalten kann, macht mir momentan keine Sorgen: Ich habe noch 63% Strom im 'Tank'.


    Der Zwischentag

    Am Mittwoch fahre ich gut 12 km von Naklo nach Cesnjkca pri Kopri, dem technischen (Entwicklungs)Zentrum von Metron. Andrej erwartet mich dort mit dem von mir bestellten PC05. Ich bringe ihm einen T12-Montagestecker mit für das Adapterkabel, so dass ich auch in der Schweiz mit dem neuen System an der gängigsten Haushaltsteckdose notladen kann.

    PC05 ist viel kompakter/leichter als der JuiceBooster2.

    Es gibt einen längeren, freundschaftlichen Austausch mit Andrej, ein Erinnerungsbild und selbstverständlich wird mein Motorrad gleich vor Ort mit meiner neuen Errungenschaft 'vollgetankt'.


    Danach kehre ich ins Hotel zurück. Eigentlich hatte ich ja geplant, an diesem Tag noch einen Abstecher nach Ljubljana, der Landeshauptstadt zu machen. Diese war mir von mehreren Seiten als sehr schön empfohlen worden. Nur – es ist schon in Naklo 31 Grad heiss. In Ljubljana dann vermutlich noch heisser. In meinen schweren Töffklamotten bei über 30 Grad? Nein, das will ich mir trotz aller Empfehlungen nicht antun.

    Stattdessen entschliesse ich mich, die Rückreise im klimatisierten Hotelzimmer zu planen. Mein Bruder, jahrzehntelanger Motorradfahrer, hatte mir empfohlen, die Dolomiten weiter nördlich zu befahren und dabei auch konkrete Vorschläge für die Route abgegeben.

    Ich brauche etwa zehn Stunden für die sorgfältige Planung, welche ich auf mein Navi übertrage.

    Am Ende realisiere ich, dass fast ganz Deutschland noch Schulferien hat. Ein Check bei booking.com zeigt mir, dass es in den Dolomiten kaum noch Zimmer zu vernünftigen Preisen gibt. So entschliesse ich mich, doch jetzt schon zu buchen. Den Übernachtungspunkt nehme ich nachträglich in die Planung auf und übertrage sie auf das Navi.


    Zugehörige Fotos sind hier Foto-Link einsehbar.

    P.S. Ein mehrere km langer Streckenteil zwischen Todtmoos und Berna war übrigens gesperrt. Bin da frech trotzdem durchgefahren. Da die Strecke aber komplett verdreckt war, musste ich in einem selbst für mich sehr langsamen Tempo fahren. Deshalb dauerte es ebenfalls so lange ... :smiling_face: .

    Und ich bin inzwischen auch wieder gut zu Hause angekommen ...

    Habe meine 340 km in etwas gemächlicherem Tempo absolviert.


    Ein Versuch war es wert ... aber besser so, als euch zu behindern oder einen Unfall zu bauen.

    Spass hätte es keinen gemacht - und ich wollte weder euch noch mir etwas beweisen.


    Hauptsache, ihr habt (ebenfalls) Spass gehabt.


    Und ja - schön haben wir uns trotzdem kurz gesehen ...