Wenn das Hinterrad in einer nassen Kurve rutscht

  • Naja das sagt sich so leicht, gar nicht soweit kommen lassen. Das rutschen kann so viele Gründe haben und beeinflussen lässt sich nur das Danach. Und natürlich kann man es retten oder verbocken.

  • Wenn das Rad auf der Strasse wegrutscht, ist es zu 90% Glückssache ob es dich hinhaut oder nicht. BB, ich behaupte mal ganz böse, dass zu dem Zeitpunkt, wo du "einfach ein bisschen weniger Gas gegeben hast", das Rad bereits nicht mehr rutschte.


    Kann auch sein, so genau habe ich das nicht analysiert :grinning_squinting_face: Kann aber auch mit glück gehabt, mit Leben :face_with_tongue:

    Wer andre Wesen schont, die auch nach Wohlsein streben, so wie er selbst, der findet Glück im nächsten Leben. :imsohappy:

  • Vielleicht ist das Rad auch einfach 2mm gerutscht und es fühlte sich an als wäre es einen Meter weiter rüber gerutscht. Das ist bei den Bitumstreifen ja auch so, man hat das Gefühl oh man da bin ich gerade noch dem Tod von der Schippe gerutscht, dabei ist es nur 1cm Versatz.

    "Beim Beschleunigen müssen die Tränen der

    Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen"

    (Zitat: Walter Röhrl)

  • Gedankenverbrecher, du redest von etwas anderem als ich.


    Ich sage: Wenn es schon soweit ist, dass es rutscht, kannst du in der Regel nicht allzu viel machen, entweder es haut dich hin oder nicht. Meistens ist aber gerade ein Hinterradrutscher noch nicht weiter tragisch und das Rad fängt sich selber wieder, egal ob du nun die Kupplung ziehst, aufs Gas, vom Gas oder auf die Bremse gehst. Denn wie gesagt, diese Reaktionen des Fahrers kommen in der Regel eh zu spät bzw. haben selten wirklich eine entscheidende Wirkung.


    Das mit der Strasse lesen und der Reserve ist etwas ganz anderes, drum sag ich ja: gar nicht erst soweit kommen lassen, dass es rutscht. Das hat sehr viel mit der richigen Kontrolle des Gasgriffs zu tun. Wer ruhiger und präziser mit dem Gasgriff umgeht, der rutscht auch seltener, soviel ist sicher.

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  • Denn wie gesagt, diese Reaktionen des Fahrers kommen in der Regel eh zu spät bzw. haben selten wirklich eine entscheidende Wirkung.


    Das interessiert mich jetzt. Hast du da schon ausgiebige Testreihen gemacht bei denen du feststellen konntest, dass es überhaupt keinen Unterschied macht, ob du das Gas etwas weg nimmst, oder im Gegenteil, noch kräftig am Gaszug ziehst? Oder ist das jetzt ganz einfach Boo's Gesetz? (Ist so, weil du es sagst)

  • Tja Kermit, es muss ja nicht so sein, WEIL ich es sage. Aber WENN es so ist, darf ich es doch sagen oder willst du mir das verbieten? Musst es mir ja nicht glauben.


    Ich sehe nur immer die Leute, die sich als Held darstellen, wenn sie durch ihr meisterliches Können einen Rutscher gerade noch so abgefangen haben. Niemanden hör ich je sagen "boah, da hab ich ja voll die Scheisse gebaut und hab gerade nochmal Glück gehabt". Ich finde man sollte denen zwischendurch die Augen öffnen. Ab einem gewissen Punkt ist man nunmal Passagier auf dem Motorrad.
    Dass es immer eine "beste" Möglichkeit zu reagieren gibt, ist völlig klar, und das ist auch nicht immer das gleiche, eben sehr situationsabhängig. Aber wer hat schon die Zeit und das Können, in jeder Situation immer richtig zu reagieren?


    Schau dir nur mal die Profis auf der Rennstrecke an. Die fahren 100mal pro Tag durch die gleiche Kurve, immer dem Rutscher nahe, rechnen also immer damit, wissen genau wie man reagieren SOLLTE. Und dennoch fliegen sie immer wieder auf die Schnauze. Warum? Weil ganz offensichtlich auch der beste Fahrer ab einem gewissen Punkt nichts mehr unternehmen kann um den Sturz zu verhindern, ganz einfach. Das hat nichts mit Gesetz zu tun, das ist simple Logik. Die Elektronik, gerade in der MotoGP, hilft den Fahrern hierbei natürlich, denn sie erkennt ein rutschendes Rad viel früher und reagiert viel schneller als jeder Fahrer. Und da die Leute dort mit einem super Datalogger versorgt sind, existieren in der Tat genügend "Testreihen" und Auswertungen von Stürzen oder eben geretteten Rutschern. Es gibt einen Kandidaten, der hier in Sachen Reaktionsvermögen nachweislich obenraus sticht und das ist Marc Marquez. Das heisst aber deshalb nicht, dass jeder andere in jeder Situation, die er gerettet hat, auf die Fresse gefallen wäre, oder? Was man im Fernsehen immer wieder sieht, ist dass die Profis beim Hinterradrutscher auf die Rasten stehen um Gewicht auf das Hinterrad zu bringen. Dabei gehen sie meistens vom Gas, manchmal aufs Gas etc, je nach Instinkt wenn man so will. Aber Das Hinterrad auf den Boden drücken ist sicherlich immer sinnvoll wie's scheint.


    Auf der Strasse wechseln nun die Verhältnisse, denen ein Reifen unterliegt, viel schneller als auf ner Rennstrecke. Das heisst, ein Hinterrad bricht meist viel abrupter und dadurch weiter aus, der Fahrer hat gar kiene Zeit um zu reagieren, bis das Rad schon viel zuweit seitlich versetzt ist. Wenns gut geht ist ja gut, wenn man sich mit dem "save" aufgeilen kann, mag ich das jedem gönnen. Man sollte sich nur nicht zu viel darauf einbilden, denn dann wird man nachlässig.


    Ich muss halt immer lachen wenn ich mir vorstelle, was einem so durch den Kopf geht bei nem Rutscher. "Aha, ich glaub mein Hinterrad rutscht. Rutscht es wirklich? Ja doch! Ui, es rutscht immer mehr. Mei, das wird brenzlig. Aber OK Situation akzeptiert, suche Gegenmassnahme. Da hab ich doch gerade neulich was darüber gelesen. Ach ja ich weiss, NICHT bremsen, genau! Ich geh mal bissi vom Gas, vielleicht hilft das. Gehirn an rechte Hand, bitte nach vorne drehen... ah supi, Kurve erwischt. Gehirn an linke Hand, auf rechte Schulter klopfen. Und Notiz für später, in der Beiz alles mit rausgestreckter Brust erzählen"


    Lalalalala Waii_Smiley


    Wie schon erwähnt: Verbessern und trainieren sollte man vor allem das, was VOR dem Rutscher passiert bzw. diesen eben verhindern. Denn wenn nix rutscht, rutscht auch nix weg.

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    Einmal editiert, zuletzt von Boo ()

  • Nun gut, Boo, für diese ausführliche Antwort hast du auch eine anständige Replik verdient.


    Zunächst mal: Ich bin der Letzte, der jemandem seine Meinungsäusserung verbieten will. Im Gegenteil: Indem ich Fragen, anstatt Behauptungen in den Raum gestellt habe, habe ich mich ja explizit nach deiner Meinung erkundigt. Gut, hätten wir das geklärt.


    Wo ich zu 100% mit dir einig gehe, ist dass man besser trainiert, dass es erst gar nicht soweit kommt. Der Haken dabei ist: Du muss die Grenze kennen, um zu wissen, ab wann es dazu kommt und wo du noch sicher bist. Sonst kannst du dir genau so gut einen Gespannpneu aufziehen und wie ein Auto durch die Kurve fahren.


    Ebenfalls einverstanden bin ich mit der Aussage, dass niemand weiss, ob er es nun seinem Können oder seinem Schutzengel zu verdanken hat, dass er normal vom Mopet gestiegen ist. Genau so wenig aber weisst du es bei anderen. Du nimmst es einfach an, weil es für dich unvorstellbar ist. Es mag ja durchaus Zeitgenossen geben, bei denen in so einem Fall das Meccano im Nervensystem genau so abläuft, wie du das beschrieben hast und wie es von Otto seinerzeit genial karikiert wurde. Der Normalfall wird das indes nicht sein. Es gibt in unserem Körper zwei Dinge, die nennen sich Instinkt und Reflex. Sie sind dafür verantwortlich, in einer brenzligen Situation innert Sekundenbruchteilen a) das Richtige und b) in der nötigen Zeit zu tun. Selbsterhaltungstrieb eben.


    Was den MotoGP angeht, da bin ich mit dir nicht einig, dass man da diesbezüglich etwas aufs Real Life übertragen kann. Die haben, wie du richtigerweise erwähnt hast, jede Menge elektronischer Helferlein, die regeln, bevor der Fahrer auch nur etwas davon merkt. Die fahren ganz andere Pneus als wir. Deren Fahrwerke sind optimal abgestimmt auf ihr derzeitiges Kampfgewicht. Und sie fahren eben von morgens früh bis abends spät mit dem Messer zwischen den Zähnen am absoluten Limit. Darin dürfte der Grund zu finden sein, weshalb sie trotz all ihres Könnens und der Elektronik halt doch ab und an den Abflug exerzieren.


    Worauf ich eigentlich hinaus will ist das: Nur weil etwas für dich nicht vorstellbar ist, heisst das noch lange nicht, dass es nicht sein kann. Die Chance, dass einer blufft, wenn er sagt, er hätte sein Gefährt gerade noch so gerettet, ist zugegeben hoch. Die Chance aber, dass du jemandem Unrecht tust, wenn du dich deswegen über ihn lustig machst, ist eben gleich hoch. Da ich aber weiss, dass bei dir das zum Verständnis notwendige Wissen auf ausreichend Vernunft trifft, um das zu begreifen, erstaunen mich solche Kommentare von dir halt immer wieder.


    Abschliessend, nur damit es klar ist: Ich sage nicht "Du hast nicht recht, aber ich habe recht". Ich sage lediglich: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, liegt bei 100%". OK?

  • Ich vermute mal, das es sich um feinsten in Wasser gelösten Staub handelt, der wie eine Schmierschicht wirkt. Es wäre mal interessant raus zu finden wieso das so ist?


    Irgendwo habe ich gelesen, das sei der Gummiabrieb, zusammen mit dem Staub und Dreck, der sich in den kleinen Ritzen und Spalten des Asphalts sammelt und dann bei Regen ausgeschwemmt wird. Aber eine Quellenangabe habe ich jetzt auch nicht zur Hand.

  • Ich glaube auch, dass es mit dem Staub/Dreck zu tun hat. Aber nicht weil er im Wasser gelöst ist, sondern weil er einfach schon vor dem Regen die kleinsten Poren im Belag füllt bzw der Reifen suf diesem Staub fährt (Mikrorauhigkeit sinkt). Im Trockenen ist das wohl ziemlich egal, aber im Nassen wirds dann eben rutschig. Erst nach längerem/stärkeren Regen ist die Strasse wieder saubergewaschen.

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  • :sdagegen: als Ganzjahresfahrer behaubte ich mal es ist zu 90% Können wenn man die Strassenoberfläche liest und sein Töff kennt.


    Weil ihr immer zu wenig Reserve habt.

    GV, du hast schon diverse Male andere als Raser bezeichnet und nun wieder eine solche Aussage, indem du anderen unverantwortliche Fahrweise unterstellst. Trotzdem kommst du auf Touren mit. :öm:
    Ich denke auch, dass man einen Rutscher in einer mit 30kmh gefahrenen Kurve, wie deine bei 2:55 im Video, korrigieren kann. Realität ist aber, dass man eine Kurve auch mal mit 80 fährt (ok, du vielleicht nicht :sehrgut: ) und der Asphalt halt mal sauber, aber plötzlich rutschig sein kann, und dann ists halt schwieriger, schnell zu reagieren, und teilweise auch etwas Glücksache.

    Meine Tour-Videos auf YT

  • Haha, die ganze Zeit rutschen und auffangen und dann sagen, man habe genug Reserve. Bravo...


    Ich bin seit etwa fünf Jahren niemehr unverhofft gerutscht. Hab ich jetzt zu viel Reserve? Oder bin ich einfach ein Weichei? Oder ein wahrer Könner? Oder ein Glückspilz? Wie auch immer, wenns dich interessiert, wie man NICHT rutscht, gebe ich dir gerne etwas Nachhilfe Tongue_Smiley


    Und ein schlechtes Fahrwerk zu haben ist ja mal gar keine Ausrede. Wenn ein Töff gewisse Aktionen nicht zulässt ohne zu bocken, dann sollte man es halt gemächlicher angehen ganz einfach. So wie du es beschreibst GV, bist für mich eher DU derjenige mit zu wenig Reserve, lebenlang sturzfrei hin oder her :winking_face:

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