Motorrad wieder Aufladen der Batterie

  • Wenn ich das Ladegerät direkt an die Batterie anschliesse, ist da genau gleich wenig abgesichert. Warum soll das also ein Problem sein?

    Siehe link von Sachi.


    Oder kurz erklärt:


    Jede Leitung, ausser ein Supraleiter https://de.wikipedia.org/wiki/Supraleiter, hat einen elektrischen Widerstand.
    Je dünner die Leitung ist, umso höher ist der Widerstand. Der Widerstand verursacht nun zwei Probleme:
    1) Einen Spannungsabfall vom Anfang bis zum Ende der Leitung welcher U = R · I ist (U: Spannung, R : Widerstand, I : Strom)
    2) Einen Leistungsverlust entlang der Leitung welcher P = R · I² ist (P: Leistung). Diese Leistung wird in Wärme umgewandelt.


    Für Berechnung des Leiterwiderstandes siehe https://www.frustfrei-lernen.d…nd-leitung-berechnen.html
    Das Ladekabel ist etwa 2 Meter lang, und es handelt sich laut Aufdruck in der tat um einen 24 AWG Querschnitt, also 0.2mm²
    Eine einfache Kupferleitung mit 0.2mm² Querschnitt hat einen Widerstand von 0.085 Ω/m. Da die schwarze wie das rote Leitung des Kabels je 2 Meter lang sind haben wir also total 4 Meter und somit einen Widerstand von 0.34 Ω (bei 20°C). Das hört sich nun erstmals nach nicht viel an.
    Bei einem Strom von 1 Ampere treten also ein Spannungsabfall von 0.34 Volt sowie ein Leistungsverlust von 0.34 Watt auf. Aber bei einem Strom von 10 Ampere ein Spannungsabfall von 3.4 Volt auf plus ein Leistungsverlust von 34 Watt!


    Der Spannungsabfall ist das kleinere der beiden Probleme. Die Batterie wird nicht ganz optimal geladen. Da der Strom aber gegen Ende des Ladezyklus abnimmt wird auch der Spannungsabfall über die Leitung kleiner. Der Spannungsabfall ist eher relevant wenn man Lämpchen und andere Verbraucher anschliesst. Der Leistungsverlust, bzw, die dabei enstehende Wärme ist was uns Sorge macht. Wärme bedeutet dass die Temperatur steigt, die Isolation weich wird und schmilzt, ja gar das die Litzen des Kabel so heiss werden das sie selber schmelzen. Dass z.B. passieren wen die Isolation weg ist und die beiden blanken Adern sich berühren. Dann kommt der Strom nicht mehr vom Ladegerät sondern von der Batterie. Und das nicht zu knapp. Im Kurzschluss kann die Batterie weit über 100 Ampere liefern (wenn der Widerstand genug klein ist). Kommt noch dazu, dass wenn die Temperatur des Kabels steigt auch der Widerstand steigt. So ist der Widerstand unseres TomTom Kabels bei 80°C 0.42 Ω.


    Damit das nicht passiert, muss man entweder ein genug dickes Kabel nehmen welches den Strom verträgt oder nicht mehr Strom durch das Kabel lassen als es verträgt. Es gibt dafür Tabellen https://www.powerstream.com/Wire_Size.htm
    Die Tabelle hat dabei zwei Einträge zu den "erlaubten" Stromstärken. Einerseits die höhere "Chassis Wiring" und die viel tiefere für "Power Transmission". "Chassis Wiring" gilt nur wenn eine einzelne Litze frei in der Luft geführt wird. "Power Transmission" gilt dann wenn mehrere Litzen zusammen sind. Beim TomTom-Kabel haben wir zwei Litzen die zusammen sind und zusätzlich nochmals isoliert sind, also nicht frei in der Luft. Es gilt also der tiefere der beiden Werte. Bei 24 AWG also maximal 0.577 A.


    Nebst dem Kabel hat auch der Stecker noch einen Übergangswiderstand und einen maximal erlaubten Strom. Leider Wissen wir nichts über den Stecker. Der maximale erlaubte Strom durch den Stecker kann also auch 0.5 Ampere oder grösser sein, oder auch nur 0.2 Ampere.


    Kommen wir zum Ladegerät. Ladegeräte haben verschiedene sogenannte Kennlinien. Die Kennlinie sagt wie sich Strom und Spannung vom Ladegerät zueinander verhalten. Die drei wichtigsten Kennlinien sind die W, die IU, sowie die IUoU-Kennlinie Siehe
    https://www.accu3000.de/storag…IU-und_IUoU-Kennlinie.pdf
    Modere, sogenannte Mikrokontroller gesteuert Ladegeräte haben eine IUoU-Kennlinie oder eine Abwandlung/Verbesserung von dieser.
    Günstige haben eine IU-Kennlinie, diese sollte man nicht über längere Zeit (mehr als 15h) an der Batterie lassen, da diese die Batterie überladen. Ganz billige, aber auch der Spannungsregler deines Motorrads, haben eine W-Kennlinie. Wie du siehst ist bei der W Kennlinie der mögliche Strom theoretisch unbegrenzt und unbekannt. Kann also 0.5A sein aber auch 10 A. Man weiss es halt nicht so genau.


    Bei IU sowie IUoU ist der Strom am Anfang normalerweise ca. 1/20 bis 1/10 der Batteriekapazität. Bei Motorradbatterien mit einer Kapazität von ca. 10 Ah in der Regel etwa 1 Ampere. Das ist mehr als die "Erlaubten" 0.577 A. Bei einem Ladegerät das für Autobatterien gedacht ist, ist der Strom dagegen ca. 5 Ampere. Also in jedem Fall viel zu hoch. Wie gesagt kann man es Versuchen, mit dem kleinen Risiko eines Brandes. Aber Achtung: Ladegeräte mit sogenannter desulfatier, rekonditionierung, oder formatierungs Funktion haben nebst der IUoU-Kennlinie am Anfang noch eine Periode wo der Ladestrom hoch-gepulst wird. D.h. es fließen dann kurzfristig sehr hohe Ströme von 10 Ampere und mehr.

    PS: Ich bin ein DUMMSCHWÄTZER !!!

  • Ich hoffe mal die Erläuterungen im Link schaffen klarheit.
    Beim Navi sind so dünne Kabel (0.1-0.2mm2), weil kein grosser Strom (XXmA) benötigt wird und die halt günstiger sind, da weniger Kupfer.


    Das Ladegerät wird mit mind. 1.5mm2 Litzen (bis 10A) kommen, eher aber grösser. Denn je grösser der Leiterquerschnitt, desto geringer der Spannungsabfall bei gleichem Strom.


    Bei einem Raclett-Ofen mit 2000W werden die Stecker und Kabel mit der Zeit spürbar warm (ca. 9A bei 1.5mm2). Dort ist das allerdings so ausgelegt, dass du weit unter einem kritischen Bereich bleibst.


    Bei vielen Kabelrollen steht z.B. Max 600W aufgerollt, voll abgerollt bis 2500W. Ist genau das gleiche und deswegen gab es schon öfters Brände!


    Solltest du aber dennoch mit deinem Plan weiter machen wollen, kauf dir ein Ladegerät welches max. 0.1A Ladestrom liefert oder einen Feuerlöscher :winking_face:

    Wer Rechtschreibefehler findet der darf sie behalten

    Einmal editiert, zuletzt von lender ()

  • Vielen Dank an RebelFazer für die äusserst ausführliche Erklärung. Nun hab ich es fast verstanden :winking_face: Und Danke auch an Lender, für die dummytaugliche Zusammenfassung. Dank der Vergleich mit dem Racletteofen hab ich es nun auch begriffen.
    Also, ich werde den Versuch wohl bleiben lassen - und halt doch die ganze Verkleidung wegschrauben (und dann natürlich gleich schon mal ich dickeres Kabel einziehen, der nächste Winter kommt bestimmt).

  • Verbau am besten unter dem Sitz eine kleine DIN/Norm- oder noch besser eine grosse Zigarettenanzünder-Steckdose. Darüber kann man nicht nur bequem den Töff laden sondern auch das Handy unterwegs.

    PS: Ich bin ein DUMMSCHWÄTZER !!!

  • Was hast du denn für Anschlüsse an deinem Ladegerät? Hat es einfach Federklemmen?
    Einfach Kabel an den Akku (Batterie) schrauben und dann die blanken Kabel irgendwo raus hängen lassen ist keine gute Idee. Wenn dann die Kabel mit einer halbwegs wasserdichten Abdeckung (kein Isolierband) für die Anschlüsse des Ladegerätes versehen und diese an einem guten Ort verstauen. Wichtig dabei, nutze ein rotes Kabel für + und ein schwarzes für - Dabei auch den Querschnitt beachten :winking_face:
    Es gibt Ladegeräte welche ein "zweigeteiltes" Kabel haben. Da gibt es das eine Ende mit der Buchse welches am Ladegerät hängt und das andere Ende mit dem Stecker inkl. wasserdichter Abdeckung, welches man dann am Akku lassen kann. Bei bedarf nimmt man dann die Abdeckung vom Stecker und verbindet ihn mit der Buchse vom Ladegerät. Das ganze ist dann auch verpolungssicher gemacht.

    Wer Rechtschreibefehler findet der darf sie behalten

  • Ich habe eine Lösung von Optimate.
    Hat eine Sicherung eingeschlauft und einen einigermassen abgedichteten SAE Anschluss.
    War bereits beim Kauf montiert...Online habe ich die für so 10€ gesehen, ist ja auch keine Raketentechnik.
    Ich finds praktisch...


    [Blockierte Grafik: https://shop.krueger-motoparts.com/picture/ARTIKELDOCS/7/70/WEB1024/701041_P1.jpg]

    „Die wahre Kunst der Fahrzeug-Beherrschung erkennt man im instabilen Fahrzustand!“

    Walter Röhrl