O oder Quad-Ring Ketten

  • Hallo Technikers


    Nach einer ausgiebigen Motoreise im Sommer, ist die Zeit für die Kette nun definitiv wieder mal abgelaufen. Die Alte O-Ring hats jetzt aber nur gerade 12'000 km gemacht.
    Wie siehts aus, würde sich hier die etwas höhere Investition in eine Quad-Ringkette lohnen?
    Was sind hier eure Erfahrungen?


    Gruess Monsit

  • Hi Leute
    Über Ketten-Lebensdauer kann man genausogut quatschen wie über die Lebensdauer der Reifen, ob man jemals einig wird, ist eine andere Frage.


    Es gibt nun mal verschiedene Hersteller und verschiedene Ketten (z.B. diverse Zugstärken), diverse Möglichkeiten die Fettlager abzudichten (O-Ring, X-Ring, XM-Ring u.ä.) und auch Ketten welche gar keine Fettlager haben und deshalb so gut wie keinen Reibungsverlust verursachen, allerdings im Besten Fall mal ein Wochenende auf einer Crosspiste halten.


    Zudem fährt der eine einen 100 PS V2-Motor der enorm an der Kette zerrt und der andere einen seidenweich laufenden 4-Zylinder wo man oft nur einen Bruchteil der Leistung braucht und selbst eine Mofa-Kette reichen würde - mal abgesehen davon, dass der eine eben immer und überall fährt und die Kette höchstens mal bei Service abschmieren lässt, der andere halt schon nach einem 100 Kilometer Kurztripp bei trockenem Wetter den Kettenspray zückt und jedes Glied schön schmiert.


    Generell kann man sagen, dass bei Ketten die Qualität bezahlt wird (ist nicht bei allen Teilen so). Eine teurere Kette ist also in der Regel auch mehr "wert" als eine billigere - teuer ist meist eher der Mechaniker, vor allem wenn man eine Endloskette verbauen lässt und dafür die Schwinge ausgebaut werden muss (was nebenbei den schönen Effekt hat, dass man auch gleich die Schwingenlager mal vernünftig abschmieren lassen kann, vor allem wenn man bei günstigeren Maschinen keine Schmiernippel an der Schwinge hat).


    Je nach Marke und Modell haben beinahe alle Leute welche ich kenne sehr gute Erfahrungen gemacht mit Ketten der Firmen DID und RK (beides Erstausrüster japanischer Maschinen), France Equipement ist ebenfalls sehr hochstehend - die grössten Probleme hat es bisher mit den relativ günstigen "Regina" Ketten gegeben.


    Der Aufpreis für Mehrfachdichtungen (z.B. X statt O-Ring) hat sich zumindest bei meinen Maschinen immer bezahlt gemacht. Quad-Ketten kenne ich nicht, dürften in der Regel die selben Ketten wie bei Motorrädern sein - halt nur in anders genormten Längen damit die Dinger eben auf die Quads passen. Verstärkte Ketten (mit höherer Zugkraft) sind in aller Regel nicht nötig, weil die Hersteller ab Werk meist schon sehr hochwertige Ketten verbauen (müssen sich ja bei den Tests auch bewähren). Vor allem 2-Zylinder Fahrer könnten da eventuell von etwas längeren Lebensdauern profitieren, da der V2 einfach heftiger an der Kette zieht und die somit ungleich gelängt wird - bei 1-Zylindern zwar noch viel mehr, aber da dort (vor allem im Offroad/Rallyeeinsatz, d.h. wenn die Kette oft trocken gefahren wird bzw. wegen viel Schlamm und Nässe der Kettenspray eh nicht mehr viel bewirkt) sowieso spätenstens alle 5000 Kilometer eine neue Kette raufkommt, kann man sich die Zusatzkosten sparen.


    Auch wenn die Kette eigentlich ein Fett-Depot hat (drum sind ja die Dichtringe nötig) muss eine Kette trotzdem gepflegt werden. Vor allem bei Nässe leiden die Zwischenteile (die auf welchen die Zähne der Ritzel greifft) und jeder auch nur so leichte Abrieb schrubbt dann auch gleich die leichten Alu-Kettenräder am Hinterrad wieder ab. Desshalb keine Kompromisse: mit einer neuen Kette immer auch neues Ritzel und neues Kettenrad montieren, sonst wird das gesamte System von den vorbelateten Teilen viel schneller wieder abgenützt.


    Ob man nun eine Endloskette montiert (was bei gewissen Maschinen gar nicht möglich ist, weil die Kette durch die Schwinge geführt wird) oder eines mit Kettenschloss ist eher eine Glaubensfrage - sicher ist, dass eine ab Werk geschlossene Kette keine Schwachstelle aufweist, eine schlecht genietete oder mit einem unpassenden (oder alten) Kettenschloss gesicherte Kette aber schon. Drum auch hier: wenn schon neu, dann immer gleich passendes Clip- oder Nietschloss mitbestellen - die Hersteller haben da passenden Kram im Angebot. Zudem: Clipschlösser nach etwa der Hälfte der Lebensdauer mal auswechseln (KTM empfiehlt spätenstens alle 5000 Kilometer bei der Lc4) und Einbaurichtung beachten, dann sollte nichts schief gehen. Nebenbei: eine Kette mit Clipschloss lässt sich von jedem montieren - ist bei Nietschlössern schon nicht mehr ganz so einfach (Problem gibt teilweise auch das Ritzel wenn Sicherungsbleche verwendet werden, sonst natürlich Schraubenfest vorsehen, selber war ich beim Kettenrad schon fast am verzweifeln weil die Schrauben nur noch durch Mega-Gewalteinwirkung zu lösen waren (bei neuen Schrauben ist Schraubensicherung schon drauf). Immer schauen wie das Zeug vorher montiert war, in der Regel werden die aufgedruckten/eingestanzten Zahlen gegen aussen (also sichtbar) montiert. Kann aber bei Zubehörteilen auch mal anders sein, drum Abstand zwischen Motor und Ritzel besser kurz mal messen bevor man die neuen Teile montiert.


    Die Preise der Ketten varieren stark, dafür bekommt man beim Händler meist faire Preise zur Montage. Wer eine Kette "fremd" einkauft und einbauen lässt, muss hier meist bisschen was drauflegen - oft kommt's am Ende dann aufs Selbe raus.


    Und wie immer: besser beraten als das ein Markenhändler kann, kann eigentlich keiner - der Markenhändler muss will ja schliesslich zufriedene Kunden welche auch später mal wieder bei Ihm einkaufen (oder eine neue Maschine kaufen). Also ruhig da mal fragen - denn 12'000 Kilometer für einen Kettensatz einer Strassenmaschine finde ich persönlich dann schon arg an der Schmerzgrenze für den Preis.


    Marc
    P.S.: wer sich mal was gutes tun will - sehr viele Tourenfahrer sprechen von stark verlängerter Lebensdauer wenn Kettenöler montiert werden. Hatte selber mal einen CLS an meiner Rallye-Tenere, aber im Gelände hat das einfach nicht so richtig funktioniert. Für die Strasse perfekt, da hat mein Kettensatz fast 30'000 Kilometer gehalten. Nicht übel für einen 1-Zylinder der doch auch öfters mal durchs Gelände pflügen durfte.

  • Hallo Jungs


    ...sorry, war grad etwas abwesend...


    Wow, vielen Dank Marc.


    Das alte Fabrikat habe ich jetzt nicht checken können. Wurde allerdings vom Duc Vertragsmech eingebaut, daher kamen mir auch die Zweifel bezüglich der Laufleistung. Die erstausgerüstete Kette hat damals immerhin 28'000km gemacht.
    Zur Pflege kann ich sagen, das bei jeder Tour am Ende des Tages geschmiert wird.
    Möglicherweise hat die Kette auch gelitten als ich in Skandinavien 2500km mit defektem Stossdämfer Hinten fahren musste (volle Ein/Aus-Bewegung!)
    Na ja.
    Ich denke, ich werde den Ersatz des Satzes wieder meinem Mech überlassen, wobei ich auf X-Ring tendiere.


    Vielen Dank für die Hilfe.


    Gruess Markus

  • Hi
    Tja - wenn's Dir nur die Kette versemmelt hat, hast Du ja nochmal Glück gehabt! Wenn Du die Kiste sowieso zum Mech gibt, dann soll er sich das Getriebeausgangslager ganz genau ansehen, denn wenn eine Kette so stark gelängt wird (oft auch wegen zu hoher Kettenspannung), dann gehen die Kräfte auch auf das Ritzel - von dort auf die Welle - und schlagen dort die Dichtung und die Lager aus.


    Könnte gut sein, dass gerade wegen dem defekten Stossdämpfer die Kiste tiefer einsackte, als das die Kettenspannung vorgesehen hat. Somit übernimmt die Kette einen Anteil Stossdämpfer-Effekt - und dafür ist weder die Kette noch sonstige Antriebsteile ausgelegt.


    Mit bisschen Glück war's nur die Kette - sonst kann es (je nach Fabrikat) ganz schön teuer werden weil teilweise der Motor auseinandergenommen werden muss um die Lager zu wechseln.


    Und wie gesagt: der Unterschied zwischen einer normalen Kette und einer wirklich hochwertigen liegt vielleicht bei 50.-- - beim Komplettpreis von gegen 500.-- für den Kettensatz + Einbau ein Witz, wenn man nicht die hochwertigere Kette nimmt.


    Marc