Wann benutzt ihr die Hinterradbremse?

  • Wenige wissen es aber viele Motorrad-ABS-Systeme verhindern einen Überschlag nach vorne bei einer Vollbremsung. Dies funktioniert aber nur wenn die Hinterradbremse vollständig durchgedrückt wird und im ABS-Bereich regelt.

    wie weiss ich, ob mein ABS diese Funktion integriert hat?


    Steht das Rad hinten still so löst das ABS-System die Bremse (übliches ABS-Verhalten). Dreht das Rad hinten aber nach dem lösen der Bremse immer noch nicht gibt es nur eine Logische Schlussfolgerung: Das Rad hat keinen Bodenkontakt

    Also mir fallen noch weitere mögliche Schlussfolgerungen ein, nämlich all jene, wo das Hinterrad durch etwas anderes als die Bremse blockiert wird. Z. B. ne gerissene Kette oder ein blockiertes Getriebe. Wie würde dann das Vorderrad reagieren?

    Müsste mann dann die Hinterbremse loslassen, um zu verhindern dass das ABS vorne aufmacht? Oder checkt das das System, weils u.U. schon ohne Bremse hinten blockiert?

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

  • Ich dachte immer, dass die Hinterradabhebekontrolle den Kreisel (IMU) mit zu Hilfe nimmt?


    Selbst Bosch, das steht für das MSC schweigt sich hierrüber aus


    Motorradstabilitätskontrolle
    Die Motorradstabilitätskontrolle erkennt durch die kontinuierliche Überwachung von zahlreichen wichtigen Fahrzeugdaten kritische Situationen.
    www.bosch-mobility-solutions.com

    Si vis pacem para bellum

    Einmal editiert, zuletzt von Bidu ()

  • Vorallem wenn mit Sozia unterwegs. Sie empfindet das Bremsen mit der Hinterradbremse viel angenehmer - vorallem auch "unerwartetes" Bremsen. Das Bremsen mit der Vorderradbremse hat immer in "Tock" am Helm zur Folge. Die Vorderradbremse brauche ich dann ab und zu um sicherzustellen, dass sie nicht wieder einschläft.


    Im Stadtverkehr bremse ich auch hinten, da dies die Hand weniger ermüdet.


    Generell: für sanftes Bremsen brauche ich die hintere, für aggressiveres mit Fokus auf die vordere + etwas hinten.

    a.D.: Yamaha DT 125 MX :top:, Honda NSR 125 :emojiSmiley-02:, Honda CB 250G :emojiSmiley-41:, Honda VTR 1000 SP2 :emojiSmiley-15:

    i.B.: Kawasaki KLE 500 *hug*, Honda CBR 600 F :emojiSmiley-07:, Honda CRF 1000L Africa Twin :emojiSmiley-13:, Ducati Scrambler Urban Enduro :tee:

  • Eine tolle Sache so ein Integralbremssystem - schätze dies sehr an meiner R1 :top:


    ggf. auch umgekehrt (z.B. Honda)

    Hiervon habe ich noch nie gehört, wie arbeitet dieses System?

    Vorteile/Nachteile?

    Bidu List Du hier

    In einer Ménage à trois:

    Moto Guzzi Stelvio 1200 8V NTX & California II, BMW F650GS

    Getrennt:

    TS 50 ER RD 125 (2 Zyl.) RD 125 LC RD 250 YPVS

    VF 750 C, AN 125, AN 400 Burgmann

    Guzzi on tour

  • Wann benutze ich die Hinterradbremse:


    • Bei etwa Schrittgeschwindigkeit:

    Ich gebe leicht Gas und halte die Geschwindigkeit mit der Fussbremse.

    So bleibt die Kette gespannt. Die Maschine reagiert weniger ruckartig auf das Gas,

    bleibt stabiler und neigt weniger zum kippen. Noch langsamer werden durch etwas

    mehr Fussbremse, nicht durch Gas wegnehmen.


    • Wenn ich in der Kurve auf rutschigem Untergrund (Nässe, Schotter) leicht verzögern muss,

    ist es mir lieber, das Hinterrad rutscht im Zweifelsfall ein wenig weg, als wenn es das Vorderrad

    tun würde


    • Bei einer Gefahrenbremsung, beide Bremsen volle Kanne



    Damals hat mein Fahrlehrer eine interessante Übung mit mir gemacht.

    1x Bergserpentine mit viel Vorderbremse, anhalten und vordere Bremsscheiben anfassen.

    Das Gleiche nochmal, diesmal mit viel Fussbremse und anschliessend hintere Bremsscheibe anfassen.

    Dann fängst Du an zu verstehen, warum, wieso, weshalb :winking_face:

    Die erste Million ist immer die schwerste. Deswegen habe ich gleich mit der zweiten angefangen.


    Aktuell: Africa Twin 2017 DCT

    Ex: CBF 600 S, 2011

  • Hiervon habe ich noch nie gehört, wie arbeitet dieses System?

    Vorteile/Nachteile?

    Bei der Transalp bremst tatsächlich beim betätigen der Hinterradbremse das Vorderrad mit. Zwar nicht sehr stark aber aber es bremst. Gebremst wird nur eine der Scheiben vorne und so weit ich weiss auch nur mit einem Kolben. Dafür führt ein eigener Bremsschlauch zur Bremsanlage vorne.

    Ich kannte das auch nur umgekehrt (vorne bremsen und hinten bremst es automatisch mit). Wir haben das aber ausprobiert mit der Transalp auf dem Zentralständer. Drückt man die Fussbremse so bremst definitiv auch die Bremse vorne mit.


    wie weiss ich, ob mein ABS diese Funktion integriert hat?

    Leider gar nicht. Gut, damals als ich meine FZ8 neu hatte kannte das noch keiner und nicht mal Yamaha in Sursee hat mir geglaubt, dass die Bremse so funktioniert. Aber ich kann reproduzierbar sagen, dass ich keinen Stoppie machen kann wenn ich hinten eine ABS Bremsung mache. Nur vorne bremsen hingegen führt recht schnell zu einem abhebenden Hinterrad.

    Also woher weiss man es: Ausprobieren (Vorsicht, Boo darf das aber einem Anfänger würde ich nicht dazu raten es auszuprobieren).


    Also mir fallen noch weitere mögliche Schlussfolgerungen ein, nämlich all jene, wo das Hinterrad durch etwas anderes als die Bremse blockiert wird. Z. B. ne gerissene Kette oder ein blockiertes Getriebe. Wie würde dann das Vorderrad reagieren?

    Müsste mann dann die Hinterbremse loslassen, um zu verhindern dass das ABS vorne aufmacht? Oder checkt das das System, weils u.U. schon ohne Bremse hinten blockiert?

    Das ist eine berechtigte Frage die ich mir auch schon gestellt habe. Allerdings gehe ich davon aus, dass es einen Schwellwert gibt und bei blockierendem Hinterrad bei vollständig gelöster Hinterradbremse die Bremse vorne nicht komplett auf 0 zurückgesetzt (also unwirksam) wird.

    Vielleicht könnte man das simulieren indem man falsche Daten am ABS-Sensor simuliert. Einfaches abtrennen dürfte allerdings eher einen Fehler auslösen. Ganz so einfach ist das also nicht zu simulieren.



    Ich dachte immer, dass die Hinterradabhebekontrolle den Kreisel (IMU) mit zu Hilfe nimmt?

    Das beschriebene System mit der Hinterad-Umdrehungsgeschwindigkeit braucht aber keinerlei zusätzliche Sensoren als mit ABS eh schon vorhanden sind.

    Ich glaube irgendwo online gelesen zu haben, dass einige ABS-Systeme einen Überschlag so verhindern und kann das bei meiner FZ8 bestätigen. Theoretisch kann ich natürlich nicht ausschliessen, dass trotzdem irgendwelche weiteren Daten und Sensoren einfliessen und diese nur nicht ausgewertet werden wenn die Hinterradbremse nicht gedrückt wird. Aber so ein System macht man nicht komplizierter als notwendig (zumindest wenn man nicht bei BMW arbeitet).


    Ich will diesen Thread auch nicht um Mythen rund um ABS-Systeme erweitern. Es ging um die Frage ob man die Hinterradbremse mit benutzen sollte. Die Antwort ist für mich klar: JA. Egal wie, es gibt ABS Systeme die verhindern einen Überschlag, aber nur wenn die Hinterradbremse im ABS-Bereich regelt. Ich behaupte das mal aus Erfahrung (auch mit einigen anderen Motorrädern). Auch wenn andere Motorräder das ggf. anders machen oder andere Sensoren benutzen hilft die Betätigung der Hinterradbremse zur Stabilisierung das Motorrades und kann ggf. einen Überschlag verhindern.

    The Sky isn't the limit!


    Ich bin gerade etwas neben der Spur. Macht Spass!

  • Das Gleiche nochmal, diesmal mit viel Fussbremse und anschliessend hintere Bremsscheibe anfassen.

    Dann fängst Du an zu verstehen, warum, wieso, weshalb

    Das ist aber eher eine Übung um denjenigen die nur hinten bremsen klar zu machen warum das eben auch keine gute Idee ist. Hinten sind es halt nur um die 20% Bremswirkung und ausserdem ist die Scheibe viel kleiner und hat daher viel weniger Masse, weniger Oberfläche um Wärme abzugeben und noch dazu ist davon meist nur eine vorhanden und vorne 2 der grossen Scheiben. Somit wird bei der gleichen Bremsenergie (bremsen ist nichts anderes als umwandeln von kinetischer Energie in Wärme) die Scheibe viel schneller erhitzt. Ein Problem wird das ja dann wenn der Bremssattel dann die Siedetemperatur der Bremsflüssigkeit erreicht.


    Wir sehen das beim Moto Gymkhana gerne mal, dass die hintere Bremse recht schnell überhitzt ist. Auch Stunt-Fahrer haben häufig hinten eine Bremsscheibe montiert die den gleichen Umfang wie die vorne üblichen hat - ausserdem werden hier gerne 3 Bremssättel auf die hintere Bremse montiert. Nicht weil die so brutal zupacken können muss sondern zur Verteilung der Hitze.


    Im Strassenbetrieb hab' ich aber noch selten erlebt, dass jemand die Hinterradbremse überhitzt hat - ausser eben bei Leuten die ausnahmslos immer die hintere Bremse benutzen, beispielsweise bei einer Talfahrt... Langtourer war auch schon dabei...

    The Sky isn't the limit!


    Ich bin gerade etwas neben der Spur. Macht Spass!

  • Im Strassenbetrieb hab' ich aber noch selten erlebt, dass jemand die Hinterradbremse überhitzt hat - ausser eben bei Leuten die ausnahmslos immer die hintere Bremse benutzen, beispielsweise bei einer Talfahrt... Langtourer war auch schon dabei...

    :emojiSmiley-79: Aber ich war es nicht, ganz ehrlich, wirklich, ich wars nicht ... Ich hoffe, man glaubt mir.

    Wer glaubt, dass ich etwas von dem verstehe, worüber ich geschrieben habe, ist selber schuld. :wseufzer:


    http://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=bZ0SRgh3X9Q


    Für die Betroffenheitsmimosen: Ich äussere hier nur meine Meinung und möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich irgend jemanden den Ruf, ein ehrbarer Mensch zu sein, d.h. sich so zu benehmen, wie nach allgemeiner Anschauung ein charakterlich anständiger Mensch sich zu verhalten pflegt, absprechen möchte.

  • Im Strassenbetrieb hab' ich aber noch selten erlebt, dass jemand die Hinterradbremse überhitzt hat

    Ich persönlich auch nicht, Es gibt da jedoch einen 250er Ninja Kamikaze, der ...........

    Si vis pacem para bellum

  • Das ist aber eher eine Übung um denjenigen die nur hinten bremsen klar zu machen warum das eben auch keine gute Idee ist. Hinten sind es halt nur um die 20% Bremswirkung und ausserdem ist die Scheibe viel kleiner und hat daher viel weniger Masse, weniger Oberfläche um Wärme abzugeben und noch dazu ist davon meist nur eine vorhanden und vorne 2 der grossen Scheiben. Somit wird bei der gleichen Bremsenergie (bremsen ist nichts anderes als umwandeln von kinetischer Energie in Wärme) die Scheibe viel schneller erhitzt. Ein Problem wird das ja dann wenn der Bremssattel dann die Siedetemperatur der Bremsflüssigkeit erreicht.

    Danke für die ausführliche und wissenschaftliche Erklärung.

    Ich gehe gleich mal nachschauen, ob mein Töff vorne tatsächlich 2 Bremsscheiben und

    hinten nur eine hat. :emojiSmiley-79::patsch:

    Die erste Million ist immer die schwerste. Deswegen habe ich gleich mit der zweiten angefangen.


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    Ex: CBF 600 S, 2011

  • Ich gehe gleich mal nachschauen, ob mein Töff vorne tatsächlich 2 Bremsscheiben und

    hinten nur eine hat.

    :sironie: Also nach sehr viel Nachdenken, bin ich zum Entschluss gelangt auf der XT nur 1 Bremscheibe vorne und eine hinten gehabt zu haben.

    Zu meinem Erstaunen habe ich es aber auf der zweitletzten Fahrt geschafft, nach 20000 Km auf dem Hobel, das Vorderrad auf Asphalt tatsächlich zum blockieren zu bringen.

    Si vis pacem para bellum

  • ... gehe gleich mal nachschauen, ob mein Töff vorne tatsächlich 2 Bremsscheiben und

    hinten nur eine hat. :emojiSmiley-79::patsch:

    Wenns ungekehrt ist, hat Dein Mech etwas unsorgfältig gearbeitet.

    Wer glaubt, dass ich etwas von dem verstehe, worüber ich geschrieben habe, ist selber schuld. :wseufzer:


    http://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=bZ0SRgh3X9Q


    Für die Betroffenheitsmimosen: Ich äussere hier nur meine Meinung und möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich irgend jemanden den Ruf, ein ehrbarer Mensch zu sein, d.h. sich so zu benehmen, wie nach allgemeiner Anschauung ein charakterlich anständiger Mensch sich zu verhalten pflegt, absprechen möchte.

  • Das ist eine berechtigte Frage die ich mir auch schon gestellt habe. Allerdings gehe ich davon aus, dass es einen Schwellwert gibt und bei blockierendem Hinterrad bei vollständig gelöster Hinterradbremse die Bremse vorne nicht komplett auf 0 zurückgesetzt (also unwirksam) wird.

    Wenn ich so darüber nachdenke ist eventuell das der Grund warum die Anti-Stoppie Kontrolle nur bei voll durchgetretener Hinterradbremse im ABS-Bereich funktioniert.

    Theoretisch könnte man ja auch bei nur leicht gedrückter Bremse ein stehendes Rad feststellen und auch dann ABS regeln lassen.


    Somit setzt die Regelung offenbar nur ein wenn das Rad bei voll gedrückter Bremse blockiert (wie schon festgestellt).

    Wenn ein Rad aus anderen Gründen blockiert (wie eine verklemmte Kette) dann steht das Rad zuerst still, bevor die Bremse gedrückt wird. ABS könnte diese Situation also erkennen und selbst bei einer nachträglichen Panik-Bremsung (hinten und vorne im ABS-Bereich) erkennen, dass das Rad ja schon vor der Bremsung still stand und die Regelung der Vorderradbremse (Stoppie-Kontrolle) hier nicht anwenden.


    Bleibt also nur noch das Szenario, dass dir während einer ABS-Bremsung auf beiden Rädern plötzlich das Hinterrad blockiert und auch ein lösen der Bremse hinten nicht mehr zum Erfolg führt und somit die vordere Bremse leicht gelöst würde. Ich gehe davon aus, dass der maximale Regelbreich auch hier locker noch für eine anständige Bremsung reicht und dich nicht ohne Bremsdruck einfach weiterrollen lässt. Zumal das Hinterrad blockiert wäre und sich dort zwangsweise schon etwa 15-20% der maximalen Bremswirkung entfalten würde.


    Also ich hab' keine Angst, dass mir die Regelung nun die Vorderradbremse in einer esoterischen Situation ausser Kraft setzen würde.

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